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Ärzte gegen Tierversuche fordern Stopp von Handy-Tierversuchen

Im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenforschung wurden an der Internationalen Universität Bremen gentechnisch veränderte Mäuse zehn Monate lang einer dauernden Handy-Strahlung ausgesetzt. Die Tiere starben qualvoll aufgrund der gentechnischen Manipulation, nicht aber an den Strahlen. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche kritisiert die Experimente als "grausam und wissenschaftlich unhaltbar".

Bei dem vom Bundesamtes für Strahlenforschung, Salzgitter, vergebenen Forschungsauftrag sollten die Auswirkungen von hochfrequenten Strahlen, wie sie beim Mobilfunk vorkommen, getestet werden.* Insgesamt 320 Mäuse, bei denen eine gentechnische Veränderung Krebs hervorruft, wurden entweder einer dauerhaften Strahlung unterzogen oder nicht bestrahlt. Alle Tiere bekamen unabhängig von der Strahlenmenge Krebs und wurden getötet.

"Selbstverständlich ist es wichtig, die möglichen Gefahren der Mobilfunktechnologie eingehend zu untersuchen", sagt Dr. med. vet. Corina Gericke von Ärzte gegen Tierversuche, "jedoch sind Tierversuche hierfür vollkommen ungeeignet. So können Mäuse keine Auskunft darüber geben, ob sie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schlafprobleme haben." Bevölkerungsstudien würden hingegen sinnvolle Erkenntnisse liefern. Außerdem stellt sich die Frage, wie realitätsnah solche Versuche sind. "Wie viele der weltweit 1,6 Milliarden Handynutzer werden wohl fast ihr ganzes Leben lang Tag und Nacht mit einem ans Ohr geschnallten Handy herumlaufen?" fragt sich Gericke, "Und bei wie vielen von ihnen ist durch eine Manipulation des Erbgutes eine Krebserkrankung vorprogrammiert?"

Die Ärztevereinigung will verhindern, dass weitere Tiere für Handystrahlenforschung leiden und sterben müssen und fordert das Bundesamt für Strahlenforschung auf, eine im Rahmen des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms noch ausstehende Studie zur Frage, ob Kinder und Jugendliche auf hochfrequente elektromagnetische Felder empfindlicher reagieren als Erwachsene nicht anhand von Tierversuchen durchzuführen. Nur Bevölkerungsstudien können Aufschluss über die potentielle Gefährlichkeit des Mobilfunks geben.

Ärzte gegen Tierversuche betreiben zusammen mit dem Bundesverband Menschen für Tierrechte eine Datenbank im Internet (www.datenbank-tierversuche.de), in der mehr als 3.000 Tierversuche dokumentiert sind, die in den letzten Jahren in Deutschland durchgeführt wurden. Die Datenbank macht die Praxis der Tierversuche, die normalerweise hinter verschlossenen Türen stattfinden, auch für Laien zugänglich. Der genannte Tierversuch zur Handystrahlenforschung ist hier ebenfalls dokumentiert.

* BMC Cancer 2004: 4(1), 77