So werden Tiere an der RWTH Aachen gequält
Aachener Forscher lassen junge Ratten wochenlang hungern
Eine Forschergruppe der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) macht seit Jahren Hungerversuche mit Ratten, vorgeblich, um die Magersucht weiblicher Teenager zu erforschen. Die Tiere erhalten so wenig Futter bis sie nach 3 Wochen nur noch die Hälfte des Gewichts ihrer normal gefütterten Artgenossen wiegen. Für den bundesweiten Verein Ärzte gegen Tierversuche ist es ethisch verwerflich und wissenschaftlich unsinnig, eine so komplexe Erkrankung wie die Anorexia nervosa im „Tiermodell“ nachstellen zu wollen und fordert den Stopp dieser Versuche.
Forscher der Abteilung Neuroanatomie und der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters der Uniklinik RWTH Aachen geben jungen weiblichen Ratten nur 40 % der normalen Futtermenge, sodass sie innerhalb einer Woche 25% ihres Ausgangsgewichts abnehmen („akutes Hungern“). Danach wird dieses Gewicht 2 Wochen lang gehalten, indem die Tiere täglich gewogen und die Futterration angepasst wird („chronisches Hungern“). Dann werden die Tiere getötet. Am Ende wiegen die gehungerten Ratten nur halb so viel wie ihre normal gefütterten Artgenossen, die in dieser Zeit wachsen und an Gewicht zulegen. Für Dr. Tamara Zietek, Wissenschaftlerin beim Verein Ärzte gegen Tierversuche ist das eine entsetzliche Grausamkeit: „Das würde für einen 60 kg schweren Menschen bedeuten, er wiegt nur noch 30 kg.“
Die Versuche an insgesamt über 200 Ratten werden in mehreren Fachartikeln beschrieben. In zwei Veröffentlichungen aus dem Jahr 2018 versucht die Aachener Forschungsgruppe ein „Tiermodell“ für die Anorexie zu etablieren und daran längst bekanntes Wissen, nämlich, dass bei Magersucht-Patienten das Gehirn schrumpft, zu bestätigen. In einer anderen Arbeit aus 2016 wird die Beobachtung, dass es bei magersüchtigen Patienten zu einem Östrogen-Abfall und einer verminderten Gedächtnisleistung kommt, im Tierversuch bestätigt. „Es ist nicht nachzuvollziehen und ethisch nicht zu rechtfertigen, dass Tiere solchem Leid ausgesetzt werden, um ein Phänomen zu bestätigen, das beim Menschen bereits bekannt ist“, erklärt Dr. Zietek. Zudem ist der Versuchsaufbau fern jeder Realität. Magersüchtige essen phasenweise oft gar nichts. Ratten würden aber ohne Nahrung nach wenigen Tagen sterben, weswegen ein schlechter Kompromiss geschlossen wird, bei dem die Ratten gerade noch überleben. „Die Störungen im Essverhalten von Magersüchtigen sind so vielfältiger und individueller Natur, dass es überhaupt keinen sinnvollen Versuchsaufbau gibt, der repräsentativ für diese Erkrankung wäre“, weiß Zietek.
In der 2019 veröffentlichten Publikation sollen die Mechanismen der Hirnschrumpfung von chronisch gehungerten Ratten ergründet werden. Die Tiere werden erst akut, dann chronisch gehungert und einige Ratten werden danach wieder normal gefüttert. Es werden Magnetresonanz-Aufnahmen vom Gehirn gemacht und die Tiere getötet. „Was würde näherliegen, als die jugendlichen Patientinnen selbst mit bildgebenden Verfahren zu untersuchen? Dies würde zu relevanten Aussagen führen“, so Zietek abschließend.
Amerikanischen Wissenschaftlern ist es zudem gelungen, mit modernen Zellsystemen eine „Anorexie in der Petrischale“ zu entwickeln, die im Gegensatz zu abstrusen und qualvollen Tierversuchen relevante Erkenntnisse für kranke Menschen liefern.
Der Ärzteverein fordert von der RWTH, die Hungerversuche sofort einzustellen und von der Genehmigungsbehörde LANUV in Recklinghausen, keine weiteren derartigen Tierversuche zu genehmigen.