Qualvoll und unwissenschaftlich
Ärztevereinigung kritisiert Tierversuche an Fischen
Selbst in Wissenschaftlerkreisen gilt es als erwiesen, dass Fische keine bloßen Reflexmaschinen sind, sondern ein Schmerzempfinden und eine bewusste Wahrnehmung haben, erläutert der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche in seiner neuen Infoschrift. Er widerlegt damit die oft vertretene Meinung, Fische seien gefühllose Wesen, weil sie zu den kaltblütigen Tieren gehören und nicht schreien können und kritisiert Versuche an ihnen als qualvoll und unwissenschaftlich.
Fische belegen mit fast 7 % Anteil an der Gesamttierzahl nach Mäusen und Ratten Platz drei der traurigen Tierversuchsstatistik. Die Zahl der in Tierversuchen verwendeten Fische steigt seit Jahren an. 2011 waren es allein in Deutschland rund 200.000, die für qualvolle und unsinnige Experimente sterben mussten.
Fische werden standardmäßig in Giftigkeitsprüfungen eingesetzt, angeblich um beispielsweise Farben oder Pflanzenschutzmittel für den Menschen sicher zu machen. Aber auch in der per Definition zweckfreien Grundlagenforschung müssen Fische leiden und sterben.
So werden an der Universität Hohenheim Buntbarsche mit unterschiedlichen Futtermischungen gefüttert, um herauszufinden inwieweit die Tiere mit einem Anteil Pflanzenmehl anstelle des in Aquakulturen verwendeten Fischmehls ernährt werden können. Mit einem Schlag auf den Kopf werden die Tiere am Ende getötet, um die Körperzusammensetzung zu untersuchen. »Diese Versuche dienen vorgeblich der Schonung der Fischbestände, tatsächlich jedoch werden Fische missbraucht, um die tierquälerische Fisch-Massentierhaltung noch effektiver und somit lukrativer für die Betreiber zu machen«, kritisiert die Tierärztin Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärztevereinigung.
Am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven werden Dorsche Kälteschocks ausgesetzt, indem sie plötzlich in eiskaltes Wasser gesetzt werden, um zu untersuchen, inwieweit es zu molekularen Veränderungen bei den Tieren kommt. »Zum bloßen Erkenntnisgewinn einzelner Forscher müssen Fische für grausame und medizinisch-wissenschaftlich abwegige Versuche herhalten«, meint Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin von Ärzte gegen Tierversuche.
In Jena wird Altersforschung mit Prachtgrundkärpflingen betrieben. Es wird untersucht, ob es auch für Fische zutrifft, dass eine verminderte Nahrungszufuhr lebensverlängernd wirkt, wie dies bei Mäusen und Ratten der Fall ist. Die Fische erhalten ihr Leben lang nur jeden zweiten Tag Futter und es wird gezählt, wie viele Tiere sterben. Zudem werden Verhaltenstests durchgeführt. Ein Fisch wird in ein Becken gesetzt, das durch eine Wand mit einem Loch in zwei Hälften geteilt ist. Bei Erscheinen eines Lichts wird das Abteil, in dem der Fisch sich befindet, umgerührt, so dass er in das andere Abteil flüchtet. Die Prozedur wird 50 Mal wiederholt. So soll herausgefunden werden, ob die Tiere den Zusammenhang zwischen Aufleuchten der Lampe und dem Umrühren des Wassers lernen. »Es ist absurd zu glauben, dass man mit Versuchen an Fischen oder anderen Tieren die komplexen Phänomene des menschlichen Alterns ergründen kann«, kommentiert Gericke.
Tierversuche, die nur dem Erkenntnisgewinn von Experimentatoren dienen, sind schon allein aus ethischen Gründen nicht zu akzeptieren. Zudem sind sie für den medizinischen Fortschritt irrelevant, da aufgrund der Unterschiede in Körperbau, Stoffwechsel und Lebensweise die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind, erläutern die Autorinnen abschießend.