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Betrug bei Vermarktung von fötalem Kälberserum

In ihrer heutigen Ausgabe beleuchtet die Süddeutsche Zeitung die kriminellen Machenschaften bei der Vermarktung von sogenanntem fötalem Kälberserum (FKS). Als Nährmedium dient FKS Zellen zum Wachstum im Reagenzglas, was beispielsweise die Testung von Chemikalien oder Medikamenten erlaubt. Mehrere Firmen stehen in Verdacht, in größerem Stil betrogen zu haben: Um das FKS noch gewinnbringender verkaufen zu können, sollen sie billiges FKS beispielsweise aus Südamerika eingekauft, die Herkunftszertifikate gefälscht und schließlich wesentlich teurer als französisches oder kanadisches Serum verkauft haben. In Deutschland hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche nimmt dies zum Anlass, um über FKS, dessen brutale Gewinnungsmethode und tierleidfreie Nährmedien zu informieren.

Was den wenigsten bekannt ist und wohl auch nicht Bestandteil der rechtlichen Auseinandersetzung ist, ist die Tatsache, dass die Gewinnung von FKS mit ungeheurer Tierqual verbunden ist. Bei schwangeren Kühen wird dem noch lebenden Kalb eine dicke Nadel in das schlagende Herz gestoßen, um das Blut solange abzusaugen, bis das Tier blutleer ist und letztlich stirbt. Schätzungen zufolge müssen so weltweit bis zu 2 Millionen Rinderföten qualvoll sterben.

Aus Sicht unserer Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ist diese Tortur weder ethisch noch wissenschaftlich zu rechtfertigen. Das Angebot an tierleidfreien Nährmedien ist riesig. Die britische Organisation Dr. Hadwen Trust etwa listet einige Hundert Nährmedien aus Salzen, Aminosäuren, Zucker, Vitaminen und Pflanzenstoffen für eine Vielzahl von Zelllinien, die kommerziell angeboten werden. Leider kommen diese Möglichkeiten im SZ-Artikel nicht in der Form zur Sprache.

Dass Forschung sehr gut ohne tierische Nährmedien funktioniert, zeigen zahlreiche Wissenschaftler. So hatte unser Verein 2011 Wissenschaftspreise an zwei Forschergruppen als Kiel und Karlsruhe für die tierversuchsfreie Krebsforschung mit menschlichen Zellen ohne die Verwendung tierischer Nährmedien vergeben. Derartige Forschung ist nicht nur ethisch vertretbar, sondern lässt sich aufgrund der Nutzung von humanem Material, das beispielsweise bei Operationen anfällt, sehr gut auf den Patienten übertragen. Bezogen auf die Nährmedien ist ein weiterer Vorteil, dass keine tierischen Krankheitserreger in die Zellkulturen eingebracht werden, wie das vor allem im Bereich der Stammzellforschung gefürchtet ist.

Artikel in der Süddeutschen Zeitung lesen (online nur Zusammenfassung lesbar; vollständiger Beitrag in der gedruckten Ausgabe, dort kommt auch ÄgT kurz zu Wort)