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Innovative Forschungsprojekte ohne Tierversuche

Auf einem Fachkongress im österreichischen Linz wurden aktuell zahlreiche Forschungsprojekte vorgestellt, die Tierversuche bei Giftigkeitstests oder in der Erforschung menschlicher Krankheiten ersetzen sollen. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche begrüßt Initiativen wie diese, da Tierversuche in einer modernen Gesellschaft ethisch nicht zu rechtfertigen sind und zudem die Übertragung der Ergebnisse auf den Menschen ein unkalkulierbares Risiko darstellt.

Auf dem ‚Europäischen Kongress für Alternativen zum Tierversuch’, der in diesem Jahr zum 18. Mal stattfand und an dem Vertreter des Ärztevereins teilnahmen, wurden rechtliche und ethische Aspekte diskutiert und Wissenschaftler aus zahlreichen Ländern stellten ihre aktuellen Forschungsergebnisse vor. Damit soll ein Beitrag in Richtung Ausstieg aus der standardmäßig tierexperimentell ausgerichteten Wissenschaft geleistet werden.

So wurde verdeutlicht, dass die Entwicklung eines neuen Medikamentes einige hundert Millionen Euro kostet, wovon rund 75% der Tatsache zuzurechnen sind, dass Tierversuche zu unbrauchbaren Ergebnissen führen. Auch wird die Anwendung vorhandener tierversuchsfreier Verfahren erschwert und vielfach verzögert. Denn tierversuchsfreie Tests müssen im Gegensatz zum Tierversuch langwierige Studien durchlaufen, um ihre Aussagekraft zu beweisen und zudem bürokratische Hürden bei der behördlichen Anerkennung überwinden.

Bei einem Vergleich zur Reaktion von Nervenzellen auf eine bestimmte Substanz zeigte sich, dass die Versuche an Mauszellen und Rattenzellen keine Übereinstimmung ergaben und die Zellen menschlicher Herkunft noch stärker davon abwichen. Zur Testung von Substanzen auf ihre Giftigkeit auf den menschlichen Körper wurde an der TU Berlin ein Multi-Organ-Biochip entwickelt, der die Verstoffwechslung und mögliche Nebenwirkungen eines Stoffs darstellen kann. Verwendet werden hierfür Zellen verschiedener Organe des Menschen, die aus Biopsien zur Verfügung stehen. In Japan entwickeln Forscher ein In-vitro-Modell, das die 28-Tage-Studie an Tieren zur Untersuchung der Giftigkeit bei wiederholter Gabe einer Substanz ersetzen soll. Bislang wird standardmäßig Ratten die zu testende Substanz täglich verabreicht. Je nach Schädlichkeit der Substanz sterben die Tiere qualvoll oder leiden an Vergiftungssymptomen.

Der Ärzteverein ist erfreut, dass immer mehr Wissenschaftler die Vorzüge der tierversuchsfreien Forschung wie Biochips, Computersimulationen und Forschung an menschlichen Zellen erkennen und die Aussagekraft der am Tier erlangten Erkenntnisse für den Menschen in Frage stellen. Er kritisiert jedoch, dass zahlreiche Projekte noch immer tierische Zellen verwenden oder Tierversuche beinhalten, die lediglich auf die Verminderung des Leids der Tiere abzielen.

Die Ärzte gegen Tierversuche fordern schon lange eine rein tierversuchsfreie Medizin und Wissenschaft, die aus ethischen Gründen nicht auf Tierleid basiert und im Gegensatz zum tierexperimentellen System den best möglichen Schutz des Menschen vor unerwünschten Nebenwirkungen bietet und die Entwicklung wirksamer Therapiemöglichkeiten erlaubt.