Gentech-Zellkulturen statt Knockout-Mäuse
Neues Projekt soll Tierversuche ersetzen
In den letzten Jahren wurden immer mehr Tiere in Tierversuchen getötet. Hauptverursacher ist die Gentechnik. Ein Forscherteam der Universität York will dem Trend entgegensteuern. Mit Knochenmarkszellen von menschlichen Spendern sollen Gentech-Experimente möglich sein, die im Gegensatz zu Versuchen an Mäusen Ergebnisse liefern, die auf den Menschen übertragbar sind.
Den Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge wurden in Deutschland im Jahr 2005 mehr als 2,4 Millionen Tiere in Tierversuchen getötet, 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die steigende Tendenz geht vor allem auf das Konto der Gentechnik. 2005 wurden 361.261 gentechnisch veränderte Tiere, hauptsächlich Mäuse, verwendet, etwa 50.000 mehr als im Jahr zuvor.
„Die Gentechnik und die damit verbundenen abnormen Körperveränderungen sind mit ungeheurem Leid für die Tiere betroffen“, so Dr. med. vet. Corina Gericke, Fachreferentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Oft sind schrecklich verkrüppelte Tiere, wie übergroße Embryos, Tiere mit Gehirn- oder Augenschäden, fehlenden Gliedmaßen oder missgebildeten inneren Organen das Resultat. Tiere, die nicht die die gewünschten Veränderungen aufweisen, werden als Abfall entsorgt.“
Die vom britischen Dr. Hadwen Trust finanzierten Forscher an der Universität York wollen nun Gene in menschlichen Zellkulturen ausschalten, um Knockout-Mäuse zu ersetzen. Diese Knockout-Gewebe werden aus so genannten mesenchymalen Stammzellen aus dem Knochenmark von Spendern generiert. Damit lassen sich die Funktionen der einzelnen Gene auf sinnvolle Weise untersuchen, da so die Artenschranke und damit das Problem der Übertragbarkeit vom Tier auf den Menschen entfällt.