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Ärzteverband fordert Ausstieg aus dem Tierversuch

Die EU-Kommission hat nun den seit langem erwarteten Richtlinienentwurf zum Schutz der EU-weit jährlich 12 Millionen Versuchstiere vorgelegt. Die bisherige, mit 22 Jahren stark veraltete Regelung soll damit abgelöst werden. Der bundesweite Verband Ärzte gegen Tierversuche wirft Brüssel vor, Tierversuche lediglich besser verwalten zu wollen, als den Anfang vom Ende des Tierversuchs einzuleiten.

»Der beste Schutz von Versuchstieren ist, sie nicht zu verwenden«, so Dr. med. vet. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche. Nicht einmal zu einem vollständigen Verbot von Experimenten an Menschenaffen habe sich die EU durchringen können. Beim Ausbruch von »lebensbedrohlichen oder schwächenden Krankheiten« sind Ausnahmen zugelassen. 

»Tierversuche dürfen im 21. Jahrhundert nicht mehr das Maß aller Dinge in der Forschung sein«, so die Tierärztin weiter. Der Richtlinienentwurf wäre eine Chance zum Ausstieg aus dem Tierversuch gewesen. 

Als positive Neuerung nennt der Ärzteverband die Einführung einer nachträglichen Evaluierung von Versuchsanträgen. Damit wurde eine wichtige Forderung der Tierschutzseite aufgenommen. Bislang muss kein Forscher Rechenschaft über die Ergebnisse seiner Experimente ablegen. Allerdings soll eine solche Bewertung nur bei Affenversuchen und ausgewählten anderen Projekten vorgenommen werden. 

Die Genehmigung von Tierversuchen soll strikter geregelt werden. Auch wurden die Vorgaben auf die Grundlagenforschung, Gentechnik und Lehre, auf Larven und Föten ab dem letzten Drittel der Entwicklung sowie Hummer, Tintenfische und andere Krebstiere und Kopffüßler ausgedehnt. Wildtiere dürfen nur in Ausnahmefällen und Affen nur aus Zuchten verwenden werden. Neu ist auch eine Erhöhung der Transparenz durch Veröffentlichung von Zusammenfassungen von durchgeführten tierexperimentellen Projekten. Jedes Mitgliedsland muss ein Referenzlabor für die Entwicklung und Bewertung von Alternativmethoden einrichten. 

Mehr als fünf Jahre brauchte die EU-Kommission zur Erarbeitung des neuen Regelwerkes. Im Jahr 2006 nahmen mehr als 42.000 Bürger an einer von der Kommission initiierten Online-Umfrage teil. Dies war die bislang dritthöchste Beteiligung an einer solchen Umfrage. Dabei sprachen sich 93% der Teilnehmer für einen besseren Schutz von Versuchstieren aus. Nahezu alle Teilnehmer wünschen sich mehr Transparenz und Mitspracherecht hinsichtlich der Frage, wann und wie ein Tierversuch überhaupt durchgeführt werden darf. Der Novellierungsentwurf wird als nächstes vom Ministerrat und dem EU-Parlament beraten.