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Ärzte gegen Tierversuche fordern zukunftsfähige Forschung ohne Tierleid

Gemeinsam mit Europas führenden Tierrechtsorganisationen protestierten die Ärzte gegen Tierversuche gestern vor dem Europäischen Parlament in Straßburg, während der Industrie- und Agrarausschuss anlässlich der Überarbeitung der Tierversuchsrichtlinie* über das Schicksal von über 12 Millionen Tieren, die in Europa jährlich einen qualvollen Labortod sterben, beratschlagten.

Zu der Veranstaltung vor dem EU-Parlament hatte die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen** aufgerufen, der 18 europäische Tierrechtsorganisationen angehören, darunter die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche. Einer von der Koalition in Auftrag gegebenen, aktuellen Umfrage in sechs EU-Staaten zufolge, steht der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung hinter den Forderungen der Tierversuchsgegner. 81% der Befragten befürworten ein Verbot von schmerzhaften oder leidvollen Versuchen an Affen. 84% meinen, dass unabhängig von der Tierart alle Tierversuche, die erhebliche Schmerzen oder Leiden verursachen, verboten werden sollten. 80% der Befragten unterstützen die Forderung nach einer Offenlegung aller Informationen über durchgeführte Tierexperimente.

»Die gestrige Beratung der Ausschüsse entscheidet maßgeblich darüber, ob in der Forschung und Wissenschaft weiterhin an altertümlichen und unethischen Methoden festgehalten wird, oder ob endlich der Weg geebnet wird für eine moderne, zukunftsweisende Forschung ohne Tierversuche«, erläutert Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärzte gegen Tierversuche, die vor Ort die Politiker auf die Notwendigkeit einer Abkehr von unbrauchbaren Methoden aufmerksam machte. »Jedem Politiker, der Entscheidungen solcher Tragweite trifft, sollte bewusst sein, dass ein Nein zur tierversuchsfreien Forschung nicht nur 12-Millionen-faches Leid von Tieren bedeutet, sondern auch eine potentielle tödliche Gefahr für den Menschen«, so die Diplombiologin weiter.

Die Ärztevereinigung erinnert an die immer wieder auftretenden Arzneimittelkatastrophen und Fehleinschätzungen der Wirkung von Substanzen am Menschen, die auf dem Irrglaube basieren, dass im Tierversuch nachgestellte Krankheitssymptome die Situation beim Menschen widerspiegeln würden.

Derzeit wird der Kommissionsentwurf zur Änderung der Tierversuchsrichtlinie im Europäischen Parlament und im EU-Ministerrat, in dem Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner die Bundesregierung vertritt, abgestimmt. Die Abstimmung im Umweltausschuss am 18. Februar 2009 war nach Ansicht der Ärzte gegen Tierversuche alarmierend, da zahlreiche Verbesserungen für die Tiere und damit auch für den Menschen blockiert wurden. Am 31. März 2009 wird im Agrarausschuss über die Positionen der beiden Ausschüsse abgestimmt und am 04. Mai 2009 schließlich im Plenum.

*Richtlinie des Rates 86/609/EWG vom 24. November 1986 zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere

** European Coalition to End Animal Experiments