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Die Prävention (vom lat. praevenire „zuvorkommen“, „verhüten“) bezeichnet vorbeugende Maßnahmen, um unerwünschte Zustände zu verhindern, Schäden zu vermeiden, Risiken zu vermindern oder Folgen unerwünschter Situationen und Zustände abzuschwächen.

In der Sparte der Präventionsmedizin, die sich mit vorbeugenden medizinischen Maßnahmen beschäftigt, geht es um die Analyse individueller Risikofaktoren des Menschen (bspw. genetische Vorbelastung und Prädisposition / familiäre Belastung, Lebensweise und Lebensumstände) zur Förderung und dauerhaften Umsetzung eines gesundheitsförderlichen Verhaltens.

Durch den vorbeugenden Charakter der Maßnahmen können alle Menschen (Gesunde und Kranke) von der Prävention profitieren. Vorbeugen ist zunächst immer besser als Heilen. Daher hat die Präventivmedizin entscheidende Vorteile gegenüber der kurativen Medizin („Reparaturmedizin“), denn sie setzt in erster Linie an, bevor Schäden oder Krankheiten eingetreten sind und unterstützt bei deren Früherkennung und der Vermeidung von Folgeschäden nach durchgemachten und geheilten Erkrankungen. Zudem bestehen auch Möglichkeiten, akute und trotz aller Bemühungen aufgetretene chronische Erkrankungen günstig zu beeinflussen. Daher werden drei Kategorien der Prävention unterschieden: 

  1. Die Primärprävention: Dabei stehen die Vorbeugung von Krankheiten und der Erhalt der Gesundheit im Fokus. Sie setzt ein, bevor eine Schädigung oder Krankheit eintritt und sucht nach den Ursachen und Risikofaktoren, die dazu führen können. Beispiele sind allgemeine Gesundheitsförderung durch ernährungsmedizinische und sportmedizinische Maßnahmen, Stressbewältigung, Impfungen, allgemeine Gesundheitschecks sowie im Speziellen die Schwangerenvorsorge. 
  1. Die Sekundärprävention: Dabei stehen die Früherkennung bzw. Verhinderung des Fortschreitens einer Erkrankung im Fokus. Sie dient der Verhinderung einer Verschlimmerung oder gar Chronifizierung von Erkrankungen, die bereits akut aufgetreten sind. Ziel ist eine Genesung. Beispiele sind hier die Krankheitsfrüherkennung in Form von Screening- oder Vorsorgeuntersuchungen) oder Gesundheitsförderung (s. 1.) 
  1. Die Tertiärprävention: Dabei stehen die Verhinderung des Fortschreitens von Komplikationen bei einer manifesten chronischen Erkrankung im Fokus. Eine nachfolgende / weitergehende Schädigung oder Folgeerkrankung bei einer bestehenden chronischen Erkrankung soll verhindert werden. Zudem soll sich die Grunderkrankung nicht weiter verschlechtern. Ziel ist entweder perspektivisch eine Genesung oder ein Erhalt des erzielten Gesundheitszustands. Beispiele sind die Rehabilitation oder Gesundheitsförderung (s. 1.). 

Ob Vorbeugen oder Heilen: Ernährung hilft

Die Gesundheitsförderung mit einem Teilaspekt, der Ernährungsmedizin, ist allen drei Bereichen gemein. Durch eine Ernährungsumstellung und -optimierung können die meisten Menschen bereits das Risiko für eine Vielzahl von Erkrankungen deutlich reduzieren. So senkt eine pflanzenbasierte Kost (vegetarische oder vegane Ernährungsformen) mit dem weitgehenden oder vollständigen Verzicht auf tierische Lebensmittel nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen (Bluthochdruck, Herzinfarkte, Schlaganfälle etc.), Stoffwechselerkrankungen (Diabetes, Gicht), rheumatische Erkrankungen und neurologische Erkrankungen (Alzheimer, Demenz, Depressionen) sowie auch für manche Krebserkrankungen. Insbesondere durch die entzündungshemmende, stoffwechselfördernde und schmerzlindernde Wirkung der sekundären Pflanzenstoffe kann mithilfe von Gemüse und Obst ein gesundheitsförderlicher und gesunderhaltender Effekt erzielt werden, der nachhaltig das Erkrankungsrisiko deutlich senkt. Auch Samen und Nüsse beeinflussen die Gesundheit und das körperliche und psychische Wohlbefinden günstig. 

Dabei ist eine tägliche Menge von ca. 500-800 g Gemüse und 300-500 g Obst (je nach Größe und Gewicht der Person und individueller Kalorienbilanz) als prognostisch günstig einzustufen und daher aus präventivmedizinischer Sicht zu empfehlen. Die Kalorien- und Nährstoffbedarfe werden durch eine pflanzenbasierte Kost in ausreichendem Maß gedeckt. Bei einer streng veganen Ernährungsform ist lediglich auf eine ausreichende Zufuhr mit kritischen Vitaminen und Nährstoffen (Mineralstoffe), insbesondere des Vitamin B12, zu achten. Dieses kann allerdings bspw. über angereicherte Zahnpasta oder in anderer Form (Tropfen / Tabletten) zugeführt werden. Wichtig zu wissen ist zudem, dass ein Mangel an kritischen Nährstoffen, insbesondere Vitamin B12, regelhaft auch bei Mischköstlern auftritt. Daher ist unabhängig von der Ernährungsform immer auf eine ausreichende Zufuhr dieser Stoffe zu achten. 

Nüsse, Samen und Hülsenfrüchte sowie pflanzliche Öle enthalten unter anderem leicht verdauliche, gut verstoffwechselbare und für den Körper günstige unbelastende Fette und Eiweiße und sind daher den tierischen Produkten vorzuziehen. Eine ausreichende Zufuhr mit Eiweiß ist auch im Rahmen einer streng veganen Ernährung im Sport (Freizeit- und Profibereich) problemlos möglich. 

Eine ausgewogene pflanzenbasierte Ernährungsform ist aber nicht nur aufgrund der individuellen Gesundheitsförderung und Gesunderhaltung sinnvoll, sie schützt auch andere Lebewesen und unterstützt dabei, Tierleid zu verhindern. Denn wenn keine Tiere mehr für die Lebensmittelgewinnung produziert, gehalten und getötet werden müssen, entsteht durch das eigene Ernährungsverhalten auch kein Tierleid mehr. Zudem muss nicht mehr so viel Zeit, Energie und Geld in die Entwicklung neuer Medikamente und medizinscher Maßnahmen für die kurative Medizin („Reparaturmedizin“) investiert werden, da ein Großteil der Erkrankungen bereits im Vorfeld verhindert wird und damit gar nicht entsteht. Bestehende chronische Erkrankungen können gebessert und in vielen Fällen sogar geheilt werden. Der Fokus in der biomedizinischen Forschung kann dann auf den relevanten Erkrankungen liegen, die trotz einer idealen Lebensweise entstehen. Ziel ist es dabei natürlich immer, komplett auf den Einsatz von Tieren zu verzichten und eine patientennahe, humanbasierte, im Idealfall sogar personalisierte Medizin anzustreben. 

Damit wäre dann eine ideale Gesundheitsfürsorge garantiert und viele der aktuellen Probleme des Gesundheitssystems hätten sich von selbst erledigt. Es könnte dann eine ganz andere Art der medizinischen Versorgung erfolgen. Dies ist aus medizinscher Sicht dringend und zeitnah anzustreben und daher hat die Präventivmedizin einen so hohen Stellenwert und ein so großes Potenzial.   

30. August 2020
Dr. med. M.Sc. Eva Katharina Kühner
Fachärztin für Arbeitsmedizin, Umwelt- und Ressourcenmanagerin sowie Nachhaltigkeitsmanagerin

Quellen

Deutsche Gesellschaft für Prävention & Gesundheitsförderung

Deutsche Gesellschaft für Nährstoffmedizin und Prävention e. V.: Definition der Präventivmedizin

HOW NOT TO DIE, Greger, M., Narayana Verlag, 7. Auflage 2018

Vegetarische Ernährung, Leitzmann, C., Keller, M., Verlag Eugen Ulmer, 3. Auflage 2013

China Study, Campbell, T., Verlag Systemische Medizin AG, 2. Auflage 2011