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OECD-Richtlinien gelten in 38 Staaten weltweit

Aktuell wurden auf OECD-Ebene vier neue Methoden anerkannt, die anstelle der traditionellen Tests an Tieren zur Überprüfung der Gefährlichkeit von Chemikalien moderne, tierversuchsfreie Methoden beinhalten. Die OECD-Richtlinien regeln die Chemikalientestung in 38 Staaten weltweit.

Zur Testung auf Hautsensibilisierung, also ob z.B. bei Hautkontakt mit einer Substanz eine allergische Reaktion auftritt, wurde eine neue Prüfvorschrift anerkannt, die aus einer Kombination aus biochemischen, computerbasierten und In-vitro-Daten basiert. Bislang erfolgte dies standardmäßig am Meerschweinchen. Neben diesem herkömmlichen Tierversuch sind bereits verschiedene sogenannte Alternativmethoden anerkannt, wovon eine jedoch lediglich Mäuse statt Meerschweinchen verwendet und die Tierzahl reduziert, während die anderen biochemische bzw. In-vitro-Methoden sind. Die neuen Methoden haben Angaben der Prüfvorschrift zufolge dieselbe oder eine bessere Aussagekraft als der Test an Mäusen. Entwickelt und validiert wurden sie von BASF gemeinsam mit dem schweizer Unternehmen Givaudan, dem weltweit größten Hersteller von Aromen und Duftstoffen. Einer Meldung der Firmen zufolge (1), kann diese neue Teststrategie das Allergierisiko für Menschen besser vorhersagen als bisherige Tierversuche. Außerdem kann vorhergesagt werden, wie stark die allergische Reaktion ist. Laut den Unternehmen kann somit auf Tierversuche zur Hautsensibilisierung komplett verzichtet werden.

Eine bereits seit 2010 international anerkannte Prüfvorschrift zur Testung der Hautirritation wurde aktuell um weitere Testmethoden mit menschlicher Haut erweitert und enthält nun eine noch größere Vielfalt an rekonstruierten menschlichen Hautmodellen. Beim Standard-Tierversuch wird die Substanz Kaninchen auf die geschorene Rückenhaut gerieben.

Zur Überprüfung der Phototoxizität, also ob eine Substanz bei Lichteinfluss auf der Haut giftig sein kann, wurde eine neue OECD-Vorschrift anerkannt, die auf der In-vitro-Testung mittels rekonstruierter menschlicher Modelle der Epidermis, der obersten Hautschicht, basiert. Bislang wird die Substanz Mäusen, Meerschweinchen oder Kaninchen auf die Haut aufgebracht und mit UV-Licht bestrahlt, ohne dass eine anerkannte Prüfvorschrift vorhanden ist. Im Jahr 2004 wurde ein Test mit Mauszellen, bei dem die Schädlichkeit der Substanz anhand von Farbreaktionen ermittelt wird, in die OECD-Richtlinien aufgenommen.

Eine weitere Neuerung auf OECD-Ebene ist ein Test zur Augenreizung, der an einem Modell aus menschlichen Augenhornhautzellen erfolgt, jedoch auf die Anwendung bei Chemikalien mit einem bestimmten ph-Wert beschränkt ist. Beim herkömmlichen Tierversuch wird die Substanz in das Auge von Kaninchen eingebracht, was mit schwerem Leid einhergehen kann.

Insgesamt geht die Anerkennung tierversuchsfreier Verfahren auf EU- und OECD-Ebene nur sehr schleppend voran. Ein großes Hindernis dabei ist die Tatsache, dass bei der Validierung neuer Testmethoden, also der Überprüfung der wissenschaftlichen Aussagekraft, an tierversuchsfreie Methoden viel höhere Ansprüche gestellt werden als an Tierversuche. Während tierversuchsfreie Verfahren sich in langwierigen Validierungsstudien unter Beweis stellen müssen und hierbei auch noch am entsprechenden Tierversuch gemessen werden, wurden Tierversuche nie einer solchen Überprüfung unterzogen.

Die OECD-Testvorschriften umfassen rund 150 Prüfvorschriften, die für die Überprüfung der Gefahren von Chemikalien in den 38 Mitglieds-Staaten anerkannt sind. Entgegen dem Puls der Zeit und der Erkenntnis, dass tierversuchsfreie Verfahren eine bessere Aussagekraft haben, basieren die meisten Prüfvorschriften noch immer auf Tierversuchen. Ein großes Defizit ist auch, dass die herkömmlichen Tierversuche nicht aus den Prüfvorschriften gestrichen werden, sondern parallel zur tierversuchsfreien Methode weiter existieren und angewandt werden und außerdem einige tierversuchsfreie Vorschriften nur als Ergänzung anerkannt sind, sodass in vielen Fällen zusätzlich der Tierversuch gefordert wird.

Dennoch ist die Anerkennung vier verschiedener tierversuchsfreier Tests natürlich ein wichtiger Schritt.

Quelle

(1) BASF. Weltweit erste toxikologische Teststrategie ohne Tierversuche von der OECD zugelassen, 30.6.2021. [aufgerufen am 04.08.2021]