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Zwei Drittel aller Affenversuche Deutschlands werden in NRW durchgeführt. Im Jahr 2017 waren es 2.137 von insgesamt 3.525 Affen. Verantwortlich dafür ist vor allem die Firma Covance. Sie ist damit der größte „Affenverbraucher“ Deutschlands!

Covance Inc. ist eines der weltweit größten Auftragsforschungsinstitute mit Niederlassungen in 20 Ländern. Die Filiale in Münster hat sich auf Fortpflanzungs-Giftigkeitstests an Affen spezialisiert. Schwangeren Affen werden Arzneimittel oder Chemikalien oft täglich mit einem Schlauch in den Magen gepumpt oder in die Blutbahn injiziert, um die Auswirkung auf ihren Nachwuchs zu beobachten. Die Folge können Totgeburten oder Missbildungen sein. Die Substanzen werden auch männlichen Affen verabreicht, um ihre Zeugungsfähigkeit zu testen. Solche Giftigkeitsprüfungen an unseren nächsten Verwandten sind ethisch nicht zu rechtfertigen und wissenschaftlich unsinnig, da die Ergebnisse nur etwas über die Reaktion der Affen aussagen, aber keine Vorhersage für den Menschen zulassen.

Der lange Leidensweg der Affen

Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 3.525 Versuche an Affen durchgeführt, davon 87 an Halbaffen, 250 an Neuweltaffen (z.B. Weißbüscheläffchen) und 3.176 an Altweltaffen (z.B.  Langschwanzmakaken, Rhesusaffen, Paviane). 800 Affen wurden aus dem Vorjahr erneut eingesetzt, sodass 2.725 Tiere 2017 neu hinzukamen (1)Rund 87% der Tiere stammen von außerhalb Europas (1). Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Langschwanzmakaken (Macaca fascicularis), auch Javaneraffen genannt. Hauptexporteure von Langschwanzmakaken sind China und Mauritius. Der Inselstaat verkauft jedes Jahr Tausende Affen an die Tierversuchsindustrie in den USA und Europa, auch Deutschland. Die Zuchtanstalt Noveprim auf Mauritius gehört zu 47 % der Firma Covance. Die Affen werden hier in strukturlosen Massenkäfigen gehalten und für den Verkauf vermehrt.

Für den Export bestimmte Affen werden in kleinen Kisten als Ladung in Passagierflugzeugen verschickt. Auf den Langstreckenflügen leiden die Tiere Hunger, Durst, Angst und Stress. Aufgrund der weltweiten Proteste von Tierschutzseite sind fast alle Fluggesellschaften aus dem grausamen Geschäft ausgestiegen. Nur Air France transportiert noch Affen, um die Tierversuchsindustrie mit Nachschub zu versorgen. Den offiziellen Angaben für 2017 zufolge musste der allergrößte Teil der Affen (2.811 Affen / 80%) für regulatorische Tests, d.h. Giftigkeitsprüfungen, leiden. (1) Es ist davon auszugehen, dass die meisten dieser Versuche bei Covance stattfanden.

Bilder des Grauens

Im Jahr 2003 brachte eine Undercover-Recherche den Organisationen BUAV und R&D die grausame Realität des Laboralltags bei Covance in Münster ans Tageslicht. Die in der ZDF-Sendung Frontal 21 ausgestrahlten Bilder zeigten schwer verhaltensgestörte Affen in winzigen Käfigen, qualvolle Giftigkeitsversuche und brutale Behandlung durch das Personal. Der öffentliche Aufschrei war gewaltig. Die Firma ging gerichtlich gegen die Veröffentlichung des Bildmaterials vor, musste sich letztendlich geschlagen geben, da das Gericht die Presse- und Meinungsfreiheit als höher einstufte als das Interesse des Konzerns. Ärzte gegen Tierversuche und andere Organisationen stellten Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, die allerdings trotz eindeutiger Belege im März 2004 eingestellt wurde.

Auch von Covance selbst in Fachzeitschriften veröffentliche Artikel belegen den tierquälerischen Umgang mit den sensiblen Primaten. Affen werden oft wochenlang einzeln in 60x60x90 cm kleinen Käfigen gehalten. (2,3) Allein das ist für die bewegungsaktiven und sozialen Tiere eine Tortur. Affen, die in den Giftigkeitsprüfungen nicht durch das Gift sterben, werden getötet. Am Ende steht immer der Tod! 

Dr. Corina Gericke
Stand: 8.11.2019

Quellen

(1) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Tierversuchsstatistik 2015
(2) Marc O. Niehoff et al.: Effects of social housing of sexually mature male cynomolgus monkeys during general and reproductive toxicity evaluation. Reproductive Toxicology 2010: 29; 57-67
(3) C.M. Luetjens et al.: Functional assessment of sexual maturity in male macaques (Macaca fascicularis). Regulatory Toxicology and Pharmacology 2012: 63; 391–400  

Weitere Infos

Datenbank Tierversuche www.datenbank-tierversuche.de 

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