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Hintergrund

Am Tübinger MPI sowie an weiteren Instituten werden Rhesusaffen durch Durst gefügig gemacht, damit sie mit angeschraubtem Kopf und Elektroden im Gehirn nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm erledigen. Seit über sechs Jahres fordert die Ärztevereinigung den Ausstieg der aus der ihrer Ansicht nach wissenschaftlich unsinnigen und unethischen Grundlagenforschung am Affenhirn. Im September 2014 hatten von Cruelty Free International (vormals BUAV) und Soko Tierschutz e.V. verdeckt gemachte Filmaufnahmen erneut für Aufsehen gesorgt, welche das unermessliche Leid der Tiere sowie offensichtliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz offenbarten. Ärzte gegen Tierversuche und andere Vereine stellten Strafanzeige. Während die Staatsanwaltschaft noch ermittelt, versucht das MPI mit fadenscheinigen Argumenten seine qualvolle Affenhirnforschung pauschal zu rechtfertigen.

Stellungnahme

Die Ärztevereinigung bezieht dazu Stellung, basierend auf einer wissenschaftlichen Ausarbeitung durch BUAV. In dieser Stellungnahme werden irreführende Behauptungen widerlegt und die Notwendigkeit eines sofortigen Ausstiegs aus den Versuchen im Detail fundiert dargelegt.

Eine Kernaussage ist, dass die Erkenntnisse aus der ethisch vertretbaren Forschung am Menschen von Affenexperimentatoren unterbewertet und der angebliche Nutzen der Affenhirnforschung überbewertet werden. Die Funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) etwa wurde bereits in den 1980er Jahren durch zwei unabhängige Forschungsgruppen in den USA ohne Affenversuche entwickelt und wird in der Klinik eingesetzt. Insofern hat die Affenhirnforschung des MPI an dieser Entwicklung keinen Anteil und es fehlt jeder Nachweis, dass medizinische Durchbrüche auf Primatenforschung zurückzuführen sind, wie pauschal von Experimentatoren angeführt wird. Zur Rechtfertigung der Affenexperimente werden standardmäßig auch die Behandlung von Alzheimer und Parkinson vorgebracht. Tatsächlich ist es höchst spekulativ, ob die im reinen Grundlagenforschungsbereich angesiedelten Fragestellungen, wie Affen Gesichter, Farben oder Klänge verarbeiten, jemals zu einer Anwendung in der Humanmedizin beitragen.

Im Gegensatz zu Hirnversuchen am Affen haben Fallstudien von Patienten mit Hirnverletzungen zum Verständnis der Hirnfunktion wesentlich beigetragen. Kopfelektroden sowie die fMRT finden Verwendung, um die Hirnaktivität wacher Freiwilliger zu untersuchen. Elektrische Stimulation und invasivere Ableitung von Hirnaktivität können auch während hirnchirurgischer Eingriffe durchgeführt werden. Diese Verfahren haben menschenspezifische Zusammenhänge zwischen Hirnstruktur, Funktion, Verhalten und Schäden aufgedeckt.

Die Stellungnahme schließt mit dem Fazit, dass die Affenhirnforschung eine ausgesprochen schlechte Kosten-Nutzen-Bilanz hat, d.h. das hohes Tierleid einem nicht vorhandenen Nutzen für die Humanmedizin gegenübersteht. Gemäß der Tierversuchsrichtlinie 2010/63/EU dürfen solche Tierversuche nicht genehmigt werden - insbesondere wenn diese Forschung heutzutage an Menschen durchgeführt werden kann und parallel auch schon durchgeführt wird.

Stellungnahme, inkl. Quellen (PDF)