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Neue Professur für Übergang zu tierversuchsfreier Forschung

An der niederländischen Universität Utrecht wurde aktuell eine Professur eingerichtet, die das Ziel verfolgt, in Forschung und Lehre tierversuchsfreie Verfahren voranzutreiben. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) bezeichnet das als wegweisenden Schritt auf dem Weg zum Ausstieg aus der tierexperimentellen Forschung und bemängelt, dass die deutsche Politik auf Kosten von Mensch und Tier weiter am unethischen und unzuverlässigen System Tierversuch festhält.

Mit der neuen Professur für „Evidence-Based Transition to Animal-free Innovations“ (Evidenzbasierter Übergang zu tierversuchsfreien Innovationen) füllen die Niederlande ihre Pläne, sich vom Tierversuch wegzubewegen, mit Leben, freut sich Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Politikkoordinatorin von Ärzte gegen Tierversuche und sprach mit der Lehrstuhlinhaberin Prof. Merel Ritskes-Hoitinga.

„Es ist höchste Zeit, zu besseren, tierfreien Modellen wie menschlichen Organoiden und Computermodellen überzugehen und auch ein Umdenken herbeizuführen. Unter dem Druck der COVID-19-Pandemie wurde bereits gezeigt, dass Impfstoffe schneller zugelassen werden könnten, indem man sich auf weniger Tierversuche und mehr Alternativen stützt“, sagt Ritskes-Hoitinga.

Damit steht nach Ansicht der Ärztevereinigung nicht das 3R-Prinzip aus den 1950er Jahren im Vordergrund, bei dem es um die bloße Reduzierung oder Verfeinerung von Tierversuchen und nur bestenfalls um deren Ersatz geht, sondern moderne Technologien ohne den Einsatz von Tieren.

„Systematische Reviews zeigen die geringe Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen. Es gibt bereits überzeugende Beweise, dass die Ersatzmethoden zu einer besseren Übertragbarkeit auf den Menschen führen und diese Technologien sind bereits da, um eine breite Einführung zu ermöglichen“, erläutert Ritskes-Hoitinga.

„Ziel ist es zunächst, den Nachweis zu erbringen, dass wir den Übergang zu tierversuchsfreien Innovationen beschleunigen können und müssen. Durch Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie, Behörden, Politik und NGOs können neue Gesetze und Richtlinien auf der Grundlage fundierter Erkenntnisse entwickelt werden“, so Ritskes-Hoitinga weiter.

Bereits 2016 hatten die Niederlande ein wegweisendes Strategiepapier vorgelegt, das für unterschiedliche Forschungsbereiche konkrete Pläne aufzeigte, Tierversuche möglichst auslaufen zu lassen. Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, die weltweit führende Rolle im Bereich der Innovationen ohne Tierversuche zu werden. „Mit der neuen Professur sind die Niederlande einen bedeutenden Schritt in Richtung Ausstieg aus dem überholten System Tierversuch gegangen, während die deutsche Politik krampfhaft am Tierversuch festhält“, kommentiert Strittmatter.