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EU-Behörde macht Verbot von Kosmetik-Tierversuchen zunichte

Vor acht Jahren wurde die Kosmetik-Verordnung verabschiedet, die Tierversuche für Kosmetika und deren Inhaltsstoffe in der EU sowie deren Einfuhr verbietet. Ein Meilenstein, für den Tierversuchsgegner-Organisationen jahrzehntelang gekämpft hatten. Doch nun macht die Europäische Chemikalienbehörde ECHA das Verbot zunichte, indem sie Firmen zwingt, Tierversuche für Substanzen durchzuführen, die ausschließlich in Kosmetika vorkommen. Europäische Tierschutzorganisationen haben sich zusammengeschlossen, um von den EU-Behörden zu fordern, keine Kosmetik-Tierversuche zuzulassen.

Die EU-Kosmetik-Verordnung hat die Entwicklung von tierversuchsfreien Testmethoden im Bereich der Sicherheitsprüfungen wesentlich vorangetrieben, die im Gegensatz zum archaischen Tierversuch relevante Ergebnisse liefern, und sie ist ein Motor für ähnliche Initiativen weltweit. Doch jetzt wird deutlich, dass die Richtlinie nicht so umgesetzt wird, wie es den EU-Bürgern versprochen wurde und dass immer noch Tiere für Schönheitsprodukte leiden und sterben. 

Konkret geht es um die deutsche Firma Symrise, die zwei Inhaltsstoffe, die in Sonnencremes eingesetzt werden, unter der Chemikalien-Verordnung REACH registrieren wollte. Die Chemikalienbehörde ECHA verlangte von dem Hersteller, drei Tierversuchsreihen mit insgesamt weit über 2.000 Tieren vorzunehmen. Die Firma legte Einspruch bei der Beschwerdekammer der ECHA ein. In einigen vergangenen Fällen hatten die Einwände Erfolg gehabt und die Firmen mussten die geforderten Tierversuche nicht durchführen. In diesem Fall aber entschied die Kammer, dass die Tierversuche durchgeführt werden müssen. 

„Eine absolut verheerende Entscheidung, die im krassen Widerspruch zur Kosmetik-Verordnung steht“, erzürnt sich Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche. „Damit wird das geltende Verbot, Kosmetikinhaltsstoffe an Tieren zu testen, zunichtegemacht.“ 

Ein breites Bündnis aus Tierschutz- und Tierrechtsdachorganisationen, darunter die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) und Eurogroup for Animals, bei denen Ärzte gegen Tierversuche Mitglied ist, sowie über 450 tierversuchsfreie Kosmetikunternehmen haben bereits im Dezember 2020 in einem offenen Brief* an mehrere EU-Institutionen gefordert, dass das wegweisende Verbot für Kosmetik-Tierversuche eingehalten werden muss. Aktuell folgte ein weiterer offener Brief an Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen. Die Kosmetikfirmen betonen, dass sie die Verbrauchersicherheit sehr gut auch ohne Tierversuche gewährleisten können und die Tierschutzorganisationen weisen auf die große Mehrheit der EU-Bevölkerung hin, die sich gegen Tierversuche ausspricht. 

„Es ist absolut inakzeptabel, ein gesetzliches Verbot zu erlassen und es dann durch die Hintertür wieder zu kassieren“, so Dr. Gericke abschließend.

* Die Unterzeichner des Briefes sind: Eurogroup for Animals, European Coalition to End Animal Experiments (ECEAE), Humane Society International Europe, People for the Ethical Treatment of Animals (PETA), Cruelty Free Europe