Erfolge in Kirgistan
Seit 2008 statten wir ukrainische Unis mit tierversuchsfreien Lehrmitteln wie Laptops, Beamern, Filmen, Computersimulationen und Modellen aus. Im Gegenzug verpflichten sie sich per Vertrag, auf alle Tierversuche in ihrem Kurs zu verzichten. In der Ukraine haben wir bislang 41 Verträge in 15 Städten gemacht. Mehr als 45.000 Tiere retten wir so jährlich (!) vor einem qualvollen Tod.
Im Mai 2012 co-finanzierten wir eine Vorführ- und Vortragsreise durch Usbekistan und Kirgistan. Nick Jukes, dem Vorsitzenden des internationalen Netzwerks InterNICHE, und unserem ukrainischen Projektpartner, dem Biologen Dimitrij Leporskij war es gelungen, auf einer fünfwöchigen Reise durch die beiden zentralasiatischen Länder, in denen Tierschutz ein völliges Novum ist, tierversuchsfreie Lehrmittel an acht Universitäten in vier Städten zu präsentieren.
Keime tragen Früchte
Die Präsentationen stießen auf enormes Interesse. Verträge mit zwei Instituten folgten. Um die vor zwei Jahren gesetzten Keime zum Aufblühen zu bringen, war eine weitere Reise notwendig. Diesmal flog Dimitrij allein, frischte die vorhandenen Kontakte auf und führte tierversuchsfreie Lehrmaterialien an weiteren Unis vor. Gleich vor Ort konnte er drei neue Verträge unterzeichnen und tierversuchsfreie Lehrmittel übergeben. Jährlich 1.170 Frösche, Ratten, Mäuse und Kaninchen können wir so vor dem Tod bewahren.
Vorführung an der Balasagyn-Universität Bischkek, Kirgistan.
Zunächst hielt er seine umfangreiche Multimedia-Präsentation an der Nationalen Balasagyn-Universität in Bishkek, die Hauptstadt Kirgistans. Die Dekanin Prof. Aigul Akhmatova war begeistert von der Qualität der Computerprogramme wie „Digital Frog“ und „Anatomy of the Rat“ und die Vertragsunterzeichnung erfolgte an Ort und Stelle. 210 Frösche werden nun nicht mehr lebendig geköpft, um an ihren Muskeln und Nerven Organfunktionen zu studieren.
Dimitrij Leporskij (Mitte) bei der Vertragsunterzeichnung an der Arabaev-Universität in Bischkek, Kirgisitan.
An der Staatlichen Arabaev-Universität in Kirgistans Hauptstadt Bischkek hatten die Vorführungen vor zwei Jahren großes Interesse geweckt, aber ein Vertrag kam damals nicht zustande. Die Professoren brauchen einfach etwas Zeit, sich mit dem Gedanken an die tierversuchsfreie Lehre anzufreunden. Dieses Mal konnte ein Vertrag mit dem Institut für Biologie und Biodiversität unterzeichnet werden. Das Institut ist ausgesprochen schlecht ausgestattet, und so wurde der gespendete Laptop dankbar angenommen. 190 Frösche und 70 andere Tiere wie Fische, Vögel und Säugetiere können so jährlich vor dem Tod bewahrt werden.
Als nächstes stand ein Kontrollbesuch an der Medizinischen Fakultät der Russisch-Slawischen Universität in Bischkek an, wo wir vor zwei Jahren einen Vertrag unterzeichnen konnten. Dimitrij brachte einige weitere CD-ROMs vorbei und Dekan Anes Zarifjan zeigte den aktuellen Lehrplan – ganz ohne Tierversuche.
Osh: Die tierversuchsfreie Lehre ruft großes Interesse hervor.
Auch an der medizinischen Hochschule im 700 km entfernten Osh waren die Vorführungen auf riesiges Interesse gestoßen. Trotz zahlreicher Erinnerungen war es Dimitrij in den letzten zwei Jahren nicht gelungen, die Professoren zu einer Entscheidung zu bewegen. Es scheint, dass die Menschen in dem armen Land einfach andere Prioritäten haben. Dabei verfügt die Uni über gute Voraussetzungen für eine tierversuchsfreie Lehre. Der deutsche „Plastinator“ Gunter von Hagen hat nach seinem Wirken in Kirgistans eine tolle Sammlung anatomischer Plastinationen hinterlassen.
Professoren der Medizinischen Hochschule Osh mit den gespendeten tierversuchsfreien Lehrmaterialien.
Nach Dimitrijs erneuter Präsentation wurde der Vertrag nun doch unterzeichnet. Jährlich werden so 500 Frösche, 100 Ratten, 20 Kaninchen und 80 Mäuse vor qualvollen Versuchen wie Auslösen von Sauerstoffmangel, Überhitzung und anaphylaktischer Schock sowie den üblichen Versuchen an geköpften Fröschen bewahrt.
An der Medizinische Hochschule Taschkent, Usbekistan.
In Usbekistan besuchte Dimitrij die Medizinische Hochschule in der Hauptstadt Taschkent und die Agrar-Hochschule in Samarkand, um den Einsatz der vor zwei Jahren gespendeten Lehrmittel zu kontrollieren und weitere Professoren für die tierversuchsfreie Lehre zu begeistern. Wir hoffen, dass bald weitere Tierversuche mit unserer Hilfe eingestellt werden können.
Kirgisische Studentinnen mit der Simulationsratte „Koken Rat“ aus Silikon.
Zentralasien - Eine echte Herausforderung
„Vorträge über Tierethik und Tierschutz in Ländern zu halten, in denen ein Tierschutzbewusstsein nicht einmal ansatzweise existiert, ist eine echte Herausforderung“, sagt Dimitrij Leporskij. „In Kirgistan und Usbekistan gibt es Fleisch zu jeder Mahlzeit, morgens, mittags, abends und sogar zum Nachtisch. Auf einem Banner in den Bergen las ich: „Jäger sind die Freunde der Natur“ und ein Taxifahrer war sich sicher, dass Tiere dafür beten, getötet zu werden. Daher empfinde ich jeden Vertrag, den wir erreichen, als persönlichen Sieg für mich und uns (Ärzte gegen Tierversuche und InterNICHE).“
Bei seinen Vorträgen hebt der ukrainische Biologe immer die Wichtigkeit des Tierschutzes für die angehenden Akademiker hervor. Biologie ist die Lehre des Lebens, nicht gegen das Leben. Beim Studium der Human- und Tiermedizin geht es ums Heilen, nicht ums Schaden. „Ich appelliere an die Herzen der Zuhörer, und manchmal öffnen sie sich“, meint Dimitrij abschließend.
Wir werden immer wieder gefragt: Warum könnt Ihr das nicht in Deutschland machen? In Deutschland funktioniert dieses Projekt nicht, weil es hier nicht am Geld und Wissen mangelt, sondern am guten Willen. Der Grund für das krampfhafte Festhalten an den „tierverbrauchenden“ Übungen lässt sich nur durch einen gewollten Abstumpfungsprozess erklären. Die Studierenden sollen in einem „Initiationsritus“ in die Welt der Wissenschaft eingeweiht werden, in der Tierversuche integraler Bestandteil sind. Sind sie durch die Überwindung, Tiere aufzuschneiden, erst einmal Teil dieser Welt, werden sie die Forschungspraktiken später kaum noch in Frage stellen. In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion stoßen die modernen Lehrmethoden dagegen überwiegend auf großes Interesse. Die Hochschullehrer sind oft nicht so verbohrt wie bei uns, sondern dem Neuen aufgeschlossen gegenüber. Sie wissen nur nicht, wie es ohne Tierversuche geht und haben auch kein Geld. Bei beidem helfen wir ihnen. Ein echter Gewinn für alle Seiten – und vor allem für die Tiere! |
Weitere InfosÜbersicht über das Gesamtprojekt >>HelfenFür die Ausstattung eines Instituts rechnen wir mit durchschnittlich 2.000 Euro. Dieses lebensrettende Projekt ist nur dank Ihrer Unterstützung möglich! Vielen Dank an alle Spender! Wir hoffen auch weiterhin auf Ihre Hilfe >> |
<< Zurück zur Übersichtsseite „Tiere retten mit Computern“