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Die Universität Erlangen richtet einen Lehrstuhl für Tierschutz ein. An sich eine äußerst positive Nachricht, nur die Besetzung ist weniger erfreulich. Die Stelle wurde an einen »Wolf im Schafspelz« vergeben - ohne dabei die Wölfe beleidigen zu wollen. Der Pharmakologe Kay Brune ist selbst Tierexperimentator. In unserer Internet-Datenbank (www.datenbank-tierversuche.de) ist er mit immerhin 8 Tierversuchen vertreten.

Ein Beispiel:
Bei mindestens 42 Ratten wird eines von zwei Schmerzmitteln in unterschiedlichen Dosierungen in die Bauchhöhle gespritzt. Zur Überprüfung der Schmerzreaktion wird den Ratten anschließend Formalin unter die Haut der linken Hinterpfote injiziert. Die Substanz ist stark reizend, die Ratten reagieren auf den Schmerz mit Zurückzucken der Pfote. Die Tiere werden in eine Plexiglaskammer gesetzt und eine Stunde lang werden die Zuckungen der Pfote protokolliert. Schließlich werden die Tiere mit Kohlendioxid getötet. (Autoren: Christian Euchenhofer, Christian Meihöfner, Kay Brune, Irmgard Tegeder, Gerd Geisslinger, Institut: Abteilung für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Universität Erlangen-Nürnberg, Quelle: Neuroscience Letters 1998: 248, 25-28)

In einem am 1. April 2003 in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Interview offenbart er dann auch, welch Geistes Kind er ist. Tierversuche hält er »nach wie vor für nötig« und tierversuchsfreie Methoden seien gerade einmal für »oberflächliche Analysen« gut. Er stellt den Tierversuch nicht ein mal kritisch in Frage, sondern möchte lediglich die Methoden etwas »verfeinern«.

Nicht nur, dass Kay Brune vom moralischen Standpunkt aus eine völlige Fehlbesetzung für den Posten ist, der zukünftige Inhaber des Tierschutz-Lehrstuhls hat offensichtlich auch keine Ahnung von der Materie. In dem Interview behauptet er, der Anstieg der Tierversuchszahlen sei auf »Untersuchungen von Genfunktionen mit transgenen Tieren zurückzuführen, also Mäusen, Fruchtfliegen, Fadenwürmern und Zebrafischen«. Nun, Fruchtfliegen und Fadenwürmer gehören zu den wirbellosen Tieren, die in der Statistik überhaupt nicht auftauchen. Würde man sie mitzählen, würde die offizielle Tierversuchszahlen nicht bei 2,1 Millionen Tieren, sondern um ein Vielfaches höher liegen.

Wie kann jemand, der solche Ansichten vertritt, einen Lehrstuhl für Tierschutz bekleiden? Wir verstehen jedenfalls etwas anderes unter »Tierschutz«, nämlich die Tiere davor zu schützen, überhaupt in Versuchen verwendet, gequält und getötet zu werden.

15.04.2003
Dr. med. vet. Corina Gericke