Planlos, nutzlos, verantwortungslos

Eine aktuelle Studie attestiert erneut Schwachpunkte der tierexperimentellen Forschung. Sie brachte ein unsauberes Vorgehen bei der Planung und Durchführung von Tierversuchen zu Tage. Die bundesweite Ärztevereinigung sieht die Unzuverlässigkeit der Methode Tierversuch erneut bestätigt und fordert eine gute und ethische Wissenschaft, die nur ohne Tierversuche funktioniere.

Eine Ende November 2009 im Fachjournal PloS ONE veröffentlichte Untersuchung* offenbart undurchdacht durchgeführte Tierversuche und nicht nachvollziehbare Ergebnisse. Es zeigte sich, dass nur bei 59 Prozent der Studien ein Versuchszweck und Angaben zu Zahl und Eigenschaften der Tiere zu finden waren. Vier Prozent der Veröffentlichungen enthielten gar keine Angaben zur Tierzahl, in weiteren Fällen ergaben sich Widersprüche. Die Studie kam zu dem Schluss, dass die tierexperimentellen Veröffentlichungen nicht dem Anspruch an Transparenz und Genauigkeit entsprechen.

»Es ist dreist, dass Experimentatoren planlos und ohne Rechtfertigungspflicht fühlende Lebewesen für die reine Experimentierfreude missbrauchen dürfen«, kritisiert Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärzte gegen Tierversuche. »Unbegreiflich ist auch, dass die Politik sich mit nebulösen Heilversprechungen von der mächtigen Tierversuchslobby um den Finger wickeln lässt, und damit für den Menschen relevante klinische Forschung blockiert«, so Bitz weiter.

Die Studie wurde unter Federführung des Britischen Zentrums für Ersatz, Verfeinerung und Reduzierung von Tierversuchen** durchgeführt. Begutachtet wurden öffentlich finanzierte Versuche an Mäusen, Ratten und nicht-menschlichen Primaten, die in britischen oder US-amerikanischen Labors im Rahmen der biomedizinischen Forschung durchgeführt und zwischen 1999 und 2005 in Fachjournalen veröffentlicht wurden. Insgesamt 271 Veröffentlichungen wurden unter die Lupe genommen.

Nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche reiht sich die Studie in eine lange Liste an Beweisen, die die Nutzlosigkeit des Tierversuchs attestieren. Der Verein sieht zudem die Verantwortungslosigkeit bestätigt, mit der Tiere als Messinstrumente zum beliebigen Gebrauch benutzt werden. Das System Tierversuch sei nichts anderes, als ein Produkt des Erfinderreichtums einer mächtigen Tierversuchslobby und somit weder wissenschaftlich, noch ethisch gesellschaftsfähig.

»Würde man an Tierversuche den gleichen wissenschaftlichen Anspruch stellen wie an tierversuchsfreie Methoden, gäbe es ab sofort keine Tierversuche mehr«, argumentiert Bitz und stellt das Messen mit zweierlei Maß an den Pranger. Denn laut Ärztevereinigung wurden Tierversuche nie daraufhin untersucht, ob sie überhaupt einen wissenschaftlichen Wert haben. Sie wurden völlig ungeprüft sogar in gesetzliche Vorschriften aufgenommen. Der Verein bezeichnet dies als verantwortungslos nicht nur Tieren gegenüber, sondern sieht darin eine Blockade des echten medizinischen Fortschritts, zugunsten rein profitorientierter Interessen der Tierversuchslobby.

Carol Kilkenny et al. (2009): Survey of the Quality of Experimental Design, Statistical Analysis and Reporting of Research Using Animals. PLoS ONE 2009 4(11): e7824 doi:10.1371/journal.pone.0007824

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** National Centre for the Replacement, Refinement and Reduction of Animals in Research (NC3Rs)