20. Oktober 2014

Einer im März 2014 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Auswertung des ALS Therapy Development Instituts in Cambridge, Massachusetts, zufolge ist trotz jahrzehntelanger tierexperimenteller Erforschung der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), einer schweren Erkrankung des motorischen Nervensystems, keine Therapie in Sicht.

Bislang sind nur ein Dutzend Wirkstoffe, die bei Mäusen die Symptome linderten, in klinischen Studien am Menschen getestet worden. Im Ergebnis versagten alle Wirkstoffe bis auf einen, und auch dieser zeigte in einer klein angelegten klinischen Studie für ALS-Patienten nur einen marginalen Nutzen. So verlängert Lithium die Überlebenszeit von SOD1-Mäusen, einer häufig verwendeten Linie, um 30 Tage. Bei drei weiteren klinischen Studien mit Hunderten Patienten und Kosten von 100 Millionen Dollar kam heraus, dass Lithium keinerlei therapeutischen Effekt hatte.

Symptome der ALS werden beispielsweise durch Genmanipulation an Tieren erzeugt, was jedoch die menschliche Erkrankung in ihrer Komplexität nicht abbilden kann. So stirbt die in der ALS-Forschung häufig verwendete Maus-Mutante TDP 43 an Darmverschluss, weil ihr Darm gelähmt wird. Menschliche Patienten dagegen sterben an Muskelschwund.

Um rückwirkend den möglichen Nutzen von ALS-Medikamenten zu überprüfen, wurden erneut Tierversuche an Mäusen durchgeführt. Dabei versagten alle der 100 in Tierversuchen als potentiell wirksam eingestuften Medikamenten am Menschen. Auch bei den acht Wirkstoffen, die in klinischen Studien an tausenden Patienten getestet wurden, bestätigte sich der am Tier gefundene positive Effekt nicht.

Der Autor der Studie kommt zu dem Schluss, dass auch in der ALS-Forschung Tierversuche oft von schlechter Qualität sind und viel Geld für irrelevante Forschung ausgegeben wird. Dennoch mussten für diese, nicht neue, Erkenntnis Tiere für Versuche herhalten.

Quelle und Originalpublikation

S. Perrin: Make mouse studies work. Nature 2014: 507; 423-425 (PDF) >>