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19. Juni 2014

Eine Ende April 2014 in der Fachzeitschrift Nature Methods veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass männliche Experimentatoren Nagetiere derart in Stress versetzen, dass die Ergebnisse zusätzlich verfälscht werden. Durch den Stress vermeiden die Tiere Schmerzen zu zeigen. Dieser Umstand wird zwar seit langem vermutet, Experimentatoren aus Kanada gingen diesem Phänomen nun mittels weiterer Tierversuche nach.

Den Tieren wurde zum Vergleich von männlichen und weiblichen Experimentatoren eine Injektion in das Fußgelenk verabreicht und die Schmerzreaktion mittels der „Maus-Mimik-Skala“ bewertet. Männern gegenüber unterdrückten die Tiere ihren Schmerz um 40 %. Bei den Nagern wurde ein erhöhter Spiegel an Stresshormonen im Blut nachgewiesen. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich, wenn ein anderes männliches Tier wie Meerschweinchen, Ratten, Katzen und Hunde in der Nähe war. Nur bei Anwesenheit männlicher Käfiggenossen war dieser Effekt nicht nachweisbar.

Im sogenannten „Offenen-Feld-Test“ wurde zudem das Angstverhalten analysiert – Tiere, die das offene Feld meiden und sich am Rand aufhalten, gelten als ängstlich. Auch hier verursachte die Anwesenheit von Männern verstärkt Stress für die Tiere. Weiter wurde entweder ein T-Shirt mit Männergeruch in die Nähe der Tiere gelegt oder der männliche Achselgeruch in den Käfig der Tiere eingeleitet – in beiden Fällen waren die Schmerzäußerungen wiederum unterdrückt. Beim gleichen Versuch mit weiblichem Geruch zeigte sich kein Einfluss.

Die Experimentatoren werteten zudem vergangene Tierversuchstudien aus, bei denen es um die Schmerzempfindlichkeit auf heißes Wasser ging, und fanden heraus, dass Tiere, die von Männern behandelt worden waren, ihren Schmerz stärker unterdrückten als die von Frauen behandelten.

Für diese Erkenntnis wurde also eine Reihe von Tierversuchen durchgeführt. Anstatt aus dem bereits bekannten Wissen, dass die Übertragung der Tierversuchsergebnisse auf den Menschen bereits unabhängig vom Geschlecht des Experimentators einem Lotteriespiel gleicht, die Konsequenzen zu ziehen und tierversuchsfreie Forschungswege zu gehen, empfehlen die Autoren, dass bei der Veröffentlichung der Tierversuche das Geschlecht des Experimentators angegeben werden soll. Zudem wird vorgeschlagen, die statistischen Methoden dahingehend anzupassen, dass diese Variabilität ausgeglichen wird.

Diese Studie belegt aufs Neue, welch Zufallsprodukt die Ergebnisse von Tierversuchen sind und wie krampfhaft, nur des Ergründungseifers wegen, am Tierversuch geklammert wird.

Originalpublikation

Mogil, S. et al.: Olfactory exposure to males, including men, causes stress and related analgesia in rodents. Nature Methods, 2014: 11, 629–632, DOI: 10.1038/nmeth.2935