Schon ca. 1780 v. Chr. wurden in Ägypten Wunden durch das Aufbringen von schimmeligem Brot und anderen verschimmelten Lebensmitteln (Mais, Obst) behandelt. 

1640 erklärte der Londoner Apotheker und königliche Kräuterarzt John Parkington, Schimmel habe eine heilende Wirkung bei Infektionen. 

Am 3.9.1928 kehrte der Schotte Alexander Fleming aus dem Urlaub in sein Labor zurück. Er war 47 Jahre alt und Professor für Bakteriologie am St. Mary‘s Hospital in London. Ungewaschene Petrischalen waren auf seinem Labortisch stehen geblieben, in denen er Staphylococcus aureus (Erreger verursacht z.B. Geschwüre, Abszesse, Pneumonien) kultiviert hatte. Eine Petrischale fiel ihm auf: in dieser Schale waren um einen grünlichen Schimmelflecken herum keine Staphylokokken gewachsen! 1929 gab er dem Schimmelpilz den Namen „Penicillin“ und schickte Proben davon an Laboratorien in USA und Europa. 

Ein Forscherteam aus Oxford: Howard Florey, Ernst Chain und Norman Heatley bestätigte 1939 die schon bekannte Wirkung im Tierversuch. Sie verabreichten weißen Mäusen eine hohe Dosis virulenter Streptokokken. Die Hälfte der Mäuse wurde anschließend Penicillin gespritzt. Am nächsten Morgen waren die unbehandelten Mäuse tot, die behandelten überlebten. 

1941 litt der 43-jährige Oxforder Polizist Albert Alexander an einer schweren Sepsis infolge einer infizierten Kratzwunde. Anfänglich half das verabreichte Penicillin, der Zustand besserte sich. Leider war man nicht in der Lage, trotz erfindungsreicher Methoden (Schimmelpilze in Bettpfannen und Milchkannen, Rückgewinnung des mit dem Urin ausgeschiedenen Penicillins) genügend Penicillin zu beschaffen. So konnte man die Therapie nicht fortsetzen, Alexander starb 4 Wochen später. 

Das Produktionsproblem wurde von Norman Heatley gelöst. Er entdeckte in Illinois in einem Agrarlabor eine Methode, den Schimmelpilz mittels Fermentation heranzuziehen. Schon bald stellten etliche pharmazeutische Unternehmen Penicillin her. 

1943 brachten Feldversuche bei den Verwundeten der Schlachtfelder Nordafrikas spektakuläre Erfolge. Soldaten, die ansonsten Gliedmaßen verloren hätten oder an Wundbrand gestorben wären, überlebten dank Penicillin.

1945 erhielten Fleming, Florey und Chain den Nobelpreis für Medizin „für die Entdeckung des Penicillins und seiner heilenden Wirkung bei verschiedenen Infektionskrankheiten“. Der eigentliche Entdecker war jedoch Fleming. 

Nach der heutigen Art der Wirkstofftestung, die eine Palette von Tierversuchen vorschreibt, wäre Penicillin nie auf den Markt gekommen, da es tödlich für Meerschweinchen, Kaninchen, Hamster und Chinchillas ist. Das Mittel tötet die lebensnotwendigen Darmbakterien, die Tiere sterben an Dauer-Durchfall. 

3.9.2019
Katharina Feuerlein, Ärztin
 

Quelle

Dobson M: Die Geschichte der Medizin, National Geographic History 2013; Band 373: S. 186 ff