Erfolg für Tierversuchsgegnerbewegung

Nachdem Anfang 2021 das in den Medien als „Horrorlabor“ bezeichnete Tierversuchslabor LPT sich den neuen, wohlklingenden Namen „Provivo Bioscience“ gegeben hatte, herrschte noch Misstrauen, dass sich tatsächlich etwas ändert. Nun scheint sich eine positive Wendung zu ergeben: bis Ende Januar 2022 sollen die letzten Tierversuche abgeschlossen sein, Ende 2022 wird abgewickelt.

Im Oktober 2019 deckte SOKO Tierschutz einen Skandal auf: verdeckt aufgenommene Videos und Bilder von misshandelten Hunden und Affen im LPT-Labor schockierten weltweit. Die Proteste von tausenden Tierschützern hatten die Schließung der Standorte in Mienenbüttel und Hamburg-Neugraben zur Folge. Letztere Schließung wurde jedoch durch eine Gerichtsentscheidung wenige Monate später wieder rückgängig gemacht. Die anhaltenden Proteste scheinen aber nun von Erfolg gekrönt zu sein.

Auf eine aktuelle Anfrage des Hamburger Abendblatts teilte der neue Geschäftsführer mit, dass das Unternehmen Provivo Bioscience, vormals Laboratory for Pharmacology and Toxicology (LPT), bis spätestens Ende 2022 aufgelöst werden soll. Es würden noch letzte Tierversuche durchgeführt, die bis Ende Januar 2022 abgeschlossen seien; neue seien nicht mehr geplant. Die Standorte Neugraben (Hamburg) und Gut Löhndorf (Schleswig-Holstein) sollen bis spätestens Ende 2022 komplett aufgelöst werden. Der dritte Standort Mienenbüttel (Niedersachsen) soll wie geplant in ein Tierschutzzentrum umgewandelt werden; der Umbau ist fast fertig. Laut Hamburger Abendblatt will das Unternehmen zukünftig an einem anderen Standort tierversuchsfreie Zelltests erforschen.

Der Blick auf die Website zeigt dies derzeit noch nicht: „Weniger, bessere und ethische Tierversuche“ heißt es da (noch?) in großen Lettern.

Offensichtlich möchte man nun wohl alles Negative abstreifen. Fakt ist aber, dass das LPT seit seiner Gründung im Jahr 1965 als einem der größten Auftragslabore Deutschlands für unendlich viel Tierleid steht. Hunde, Affen, Schweine, Meerschweinchen, Ratten und Mäuse wurden zu Tausenden in leidvollen Giftigkeitstests zu Tode gequält. Seit Jahrzehnten gibt es gegen das Labor Proteste. Seit 2009 machten Anwohner in Mienenbüttel als Lobby pro Tier gegen das Labor vor ihrer Haustür mobil, wodurch Lokalpolitik und Medien massiv aufgerüttelt wurden. 2013 gründete sich die Initiative „LPT schließen“, die unzählige Aktionen in Hamburg-Neugraben organisierte. Zeitgleich formierten sich Dauermahnwachen bei Wind und Wetter mehrmals pro Woche vor dem Hauptsitz in Hamburg-Neugraben. Unser Verein hob über Jahre immer wieder die Rolle des LPT bei den grausamen Botox-Tests an Mäusen hervor. So einem Dauerfeuer ausgesetzt, brachten die Undercover-Enthüllungen 2019 den Durchbruch. Der öffentliche Aufschrei war gewaltig. Mehr als 15.000 Menschen gingen auf die Straße. Die Behörden reagierten endlich. Von diesem Schlag hat sich das Unternehmen nicht mehr erholt und muss nun die Segel streichen. Den Giganten in die Knie gezwungen zu haben, ist ein Riesenerfolg für die Tierversuchsgegnerbewegung!

Dennoch, wer über Jahrzehnte so viel Tierleid verursacht hat, wird sich niemals von seiner Schuld reinwaschen können. Die angekündigte Wende hin zu Zelltests ist sicherlich die Folge der andauernden Proteste, aber vielleicht auch ein Stück weit dem Zeitgeist geschuldet. Selbst bei Firmen, die ihr Geschäftsmodell auf Leid und Tod von Tausenden von Tieren aufgebaut haben, dürfte angekommen sein, dass Tierversuche nicht nur aus ethischen, sondern vor allem auch aus wissenschaftlichen Gründen der falsche Weg sind, da die so gewonnenen Ergebnisse keine Relevanz für den Menschen haben.

Wir werden weiter verfolgen, ob die Firma sich in Zukunft tatsächlich für „pro vivo“ im buchstäblichen Sinne einsetzt.

Weitere Infos

Hamburger Abendblatt: Tierversuche: Umstrittene Hamburger Firma wird geschlossen. 03.12.2021

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