Neue „Highlights“ in unserer Datenbank

Mit unserer weltweit einzigartigen Datenbank dokumentieren wir seit 3 Jahrzehnten ausschnitthaft Tierversuche in Deutschland. Dabei werten wir Fachzeitschriften aus, in denen Tierexperimentatoren ihre Artikel publizieren. Im Jahr 2019 haben wir der Datenbank 117 neue Beschreibungen hinzugefügt. Insgesamt sind es jetzt fast 5.000 Einträge. Die Sammlung ist bei weitem nicht vollständig, bietet aber angesichts des vollständigen Mangels an offiziellen Informationen einen wichtigen Einblick in die Tierversuchspraxis in Deutschland.

Im Folgenden haben wir 10 „Highlights“ der aktuellen Neueinträge zusammengestellt, die wieder einmal belegen, wie grausam, unsinnig und widersprüchlich Tierversuche sind. Besonders absurd ist, wenn psychische Krankheiten des Menschen, die vielfältigste Ursachen haben, im „Tiermodell“ dargestellt werden sollen. Durch wochenlange Konfrontation mit einem aggressiven Artgenossen wird mal Depression, mal eine posttraumatische Belastungsstörung ausgelöst. Mal entstehen aufgrund von Nahrungsentzug Depressionen, mal Magersucht.

Künstlich hervorgerufene posttraumatische Belastungsstörungen

In Ulm wollen Experimentatoren herausfinden, wie posttraumatische Belastungsstörungen und Herzerkrankungen, die beim Menschen oft zusammen auftreten, auf biochemischer Ebene zusammenhängen. Bei einigen Mäusen wird zunächst unter Narkose ein Herzfrequenzmessgerät in die Bauchhöhle einoperiert. Eine Maus wird 19 Tage lang zusammen mit einer durch Zuchtselektion aggressiven Maus gehalten, die sie ständig bekämpft und unterdrückt. Damit sich die Tiere nicht aneinander gewöhnen, wird die aggressive Maus nach 8 und 15 Tagen gegen einen neuen Aggressor ausgetauscht. Ab Tag 20 wird mit dem eingepflanzten Gerät die Herzfrequenz der Tiere gemessen. Einige Tage später werden sie nochmals mit einer Aggressor-Maus konfrontiert, die diesmal in einem Drahtkäfig sitzt. Langes Verweilen weit ab vom Käfig in den Ecken soll ein Zeichen für soziale Ängste sein.
Datenbank-ID: 5039

Depression durch chronischen Stress

In einer Doktorarbeit aus Göttingen zur Erlangung des Dr. phil. sollen Veränderungen im Gehirn bei schwerer Depression untersucht werden. Dazu wird jeweils ein Rattenmännchen in den Käfig eines überlegenen Männchens gesetzt. Dieses attackiert und verletzt den Eindringling und besiegt ihn. Unmittelbar nach dem Kampf wird das unterlegene Männchen in einen kleinen Drahtkäfig gesteckt und im Wohnkäfig des überlegenen Männchens untergebracht. Zwar ist er vor Verletzungen geschützt, muss aber den Sieger eine Stunde lang sehen, hören und riechen, was extremen Stress bedeutet. Dieses Stressprotokoll wird 5 Wochen lang täglich wiederholt. Nun gelten die unterlegenden Ratten als depressiv und bekommen das Antidepressivum Citalopram ins Trinkwasser, das seit 1989 am Menschen Anwendung findet und mittlerweile das am meisten verordnete Antidepressivum ist. Schließlich werden die Tiere geköpft, um ihr Gehirn zu untersuchen. Zum Erstaunen der Experimentatoren bewirkt das Medikament aber keine Reparatur des geschädigten Hirngewebes, sondern verursacht die gleichen krankhaften Veränderungen an der Hirnsubstanz wie der chronische Stress. Dies sei nicht erklärbar und erfordere weitere Studien.
Datenbank-ID: 4967

Depression durch Nahrungsentzug

Tiefe Hirnstimulation wird bereits erfolgreich bei Menschen mit therapieresistenter Depression eingesetzt. Unbekannt ist aber, welche Hirnregion stimuliert werden muss, um nachhaltige Verbesserungen der Symptome zu bekommen. In Lübeck wird ein bestimmter Bereich im Gehirn von Ratten mit künstlicher Depression stimuliert. Einzelhaltung und Futterentzug (85% des Normalgewichts) führen bei den Ratten zu Symptomen, die der menschlichen Depression ähneln. Das depressive Verhalten wird im forcierten Schwimmtest beurteilt. Wenn eine Ratte aufhört, in einem Wasserglas zu schwimmen und sich treiben lässt, gilt sie als depressiv. Über ein implantiertes Rohr im Schädel werden in das Gehirngewebe Elektroden eingeführt und Stromstöße abgegeben. Danach wird der Schwimmtest erneut für 5 Minuten durchgeführt. Schwimmt die Ratte jetzt länger, soll die Behandlung der Depression mit der Elektrostimulation gewirkt haben. Anschließend werden alle Ratten getötet.
Datenbank- ID: 5071

In einer Versuchsanordnung wird Nahrungsentzug bei Ratten als Modell für Depression verwendet, in einer anderen für Magersucht.

Magersucht bei Ratten

Aus Patientenstudien ist bekannt, dass das Gehirnvolumen bei Magersucht abnimmt. In einer Studie aus Aachen sollen die zugrundeliegenden Mechanismen an hungernden Ratten ergründet werden. Junge Ratten erhalten nur 40% der normalen Futterration, mit der Folge, dass sie innerhalb einer Woche 25% ihres Gewichts verlieren (akutes Hungern). Dann wird dieses Gewicht 2 Wochen gehalten, indem die Tiere täglich gewogen werden und die Futtermenge angepasst wird (chronisches Hungern). Am Ende wiegen die Ratten der Hungergruppe nur knapp halb so viel wie ihre gefütterten Artgenossen. Schließlich werden alle Tiere getötet.
Datenbank-ID: 5016

Menschen leben in einer besonders abwechslungsreichen Umwelt und sind vielfältigsten Einflüssen ausgesetzt, die die Entstehung von Stress und die damit in Verbindung gebrachten Krankheiten beeinflussen. Und jeder von uns reagiert anders darauf. Bei dieser Vielfalt möglicher Auslöser verwundert es, wie Forscher überhaupt auf die Idee kommen können, Stress im Tierversuch simulieren zu wollen. Doch sie lassen sich was einfallen:

8 Wochen Dauerstress

Aus Beobachtungen an Parkinson-Patienten weiß man, dass Stress zu einer Verschlimmerung der Symptome bei dieser Erkrankung führen kann. In einer Arbeit aus Tübingen werden transgene und nicht genveränderte Mäuse starkem Stressleiden ausgesetzt, um dieses bereits bekannte Phänomen an ihnen nachzustellen, und um die Mechanismen im Gehirn zu untersuchen. 8 Wochen werden die Tiere täglich folgenden 8 verschiedenen Arten von Stress in wechselnder Reihenfolge ausgesetzt: 1 Stunde in enger Röhre, 2 Stunden schiefer Käfig, 30 Minuten Konfrontation mit einer Ratte, 16 Stunden Wasserentzug, 16 Stunden Futterentzug, 12 Stunden Licht in der Nacht, 2 Tage vertauschter Licht-Dunkel-Zyklus. Es werden verschiedene Angst-Verhaltenstests gemacht und die Mäuse nach 8 Wochen getötet.
Datenbank-ID: 5020

Auch andere psychische Krankheiten wie Sucht werden routinemäßig im Tierversuch nachgeahmt.

Süchtig nach Alkohol oder Süßstoff

In Mannheim soll erforscht werden, welche Nervenzellverbände im Gehirn beim Verlangen nach Alkohol oder anderen Substanzen aktiviert werden. Dazu werden die Ratten süchtig nach Alkohol oder Süßstoff gemacht: Den Tieren wird Wasser entzogen und durch Drücken eines Hebels können sie sich mit 10%-iger Alkohol- oder Saccharinlösung versorgen. Die Abgabe von Alkohol oder Saccharin wird mit unterschiedlichen Anreizen wie blinkendem Licht oder Gerüchen verknüpft. Durch Entzug dieser Substanzen und erneuter Zufuhr wird ein Suchtverhalten ausgelöst. Bei 28 Ratten wird zusätzlich in Narkose eine Kopfhalterung montiert und über ein Bohrloch ein Fluoreszenzfarbstoff in bestimmte Hirnregionen injiziert. Schließlich werden alle Tiere getötet.
Datenbank-ID: 5025

Die Pro-Tierversuchs-Lobby will uns weismachen, dass Tierversuche für die Entwicklung wichtiger Medikamente nötig seien. Tatsächlich wird ein Großteil (45-60%) im Bereich der zweckfreien Grundlagenforschung durchgeführt, in deren Rahmen es schlicht um die Befriedigung der wissenschaftlichen Neugier geht.

Welche Hirnregion ist für Penis- und Klitorisbewegungen zuständig?

Um der Frage nachzugehen, welche Bedeutung eine bestimmte Region in der Hirnrinde auf die Sexualfunktion bei Ratten hat, entfernen Forscher in Berlin betäubten Ratten ein 4 x 4 mm großes Stück Schädelknochen. Dann wird abgewartet, bis die Narkose nur noch schwach wirkt, was der Fall ist, wenn die Tiere ihre Schnurrhaare bewegen. Durch das Loch im Kopf wird eine Elektrode bis in einen bestimmten Hirnbereich vorgeschoben, der für die Verarbeitung von sexuellen Stimuli zuständig ist. Über die Elektrode wird dieser Bereich mit elektrischen Impulsen aktiviert und gleichzeitig werden Körperbewegungen und -reaktionen der Tiere, die für Paarungsverhalten typisch sind, dokumentiert (z.B. Penis-, bzw. Klitorisbewegungen). Sobald das der Fall ist, wird die Stelle, an der sich die Elektrode zu dem Zeitpunkt im Gehirn befindet, markiert und die Tiere werden getötet.
Datenbank-ID: 5040

Wie erkennen Tauben Bilder?

Können Tauben auf Bildern Menschen von nichtmenschlichen Objekten unterscheiden und welche Hirnbereiche sind dafür zuständig? Dieser Frage geht man in Bochum nach, indem Tauben Elektrodenkammern auf den Schädel montiert werden. Es werden Hirnströme gemessen, während die Tauben auf bestimmte Bilder picken. Die Tiere erhalten 80-90% der normalen Futterration, damit sie hungrig sind und für ein paar Körner „mitmachen“. Am Ende der Experimente werden die Tiere getötet.
Datenbank-ID: 5070

Immer wieder stoßen wir in den Fachzeitschriften auf besonders grausame und unsinnige Tierversuchsanordnungen, deren Ergebnisse nichts weiter als Binsenweisheiten sind.

Je schwerer eine Verletzung, desto schlechter geht es den Tieren

Forscher aus Hannover vergleichen verschiedene Trauma“modelle“ bei Mäusen. Insgesamt 165 Mäusen werden unter Narkose 5 Einzelverletzungen (Monotrauma) und 3 Mehrfachverletzungen (Polytrauma) zugefügt: Bruch des Oberschenkelknochens mit Fixierung, Aufschneiden des Bauches, Blut ablassen und zurückinfundieren, Brustkorbquetschung durch Metallgewicht und Weichteiltrauma durch Aufprall eines Metallgewichts auf den Unterschenkel. 19 Mäuse sterben während der Operation oder unmittelbar danach unter anderem an Herzriss, Riss der Herzarterie oder Lungenquetschung. Die überlebenden Tiere werden 6 Stunden später getötet. Ergebnis: Nach dem Trauma geht es den Tieren schlechter als davor und je schwerer die Verletzung, desto schlechter geht es den Tieren.
Datenbank-ID: 4994

Zum Schluss noch ein besonders grausames Beispiel, das belegt, dass Tiere für Experimentatoren keine fühlenden Lebewesen sind, sondern nichts anderes als Messinstrumente, an denen so lange rumprobiert wird, bis die Todesrate als akzeptabel angesehen wird.

Hohe Todesrate durch künstliche Herzschwäche

Aus Hamburg gibt es eine „Tiermodell“-Anleitung für eine reproduzierbare Herzmuskelverletzung und anschließende Reparatur mit Gewebepflaster. Meerschweinchen wird der Brustkorb aufgeschnitten und eine in flüssigem Stickstoff gekühlte Aluminiumsonde 4 Mal für je 30 Sekunden auf das freigelegte Herz aufgesetzt. Durch die Kälte wird das Herzgewebe so stark geschädigt, dass die Meerschweinchen in der Folge Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche entwickeln. Sieben Tage später wird ein „Pflaster“ aus menschlichen Stammzellen (iPS) auf den abgestorbenen Abschnitt des Herzens genäht. Die Autoren weisen darauf hin, dass das „Modell“ am Anfang zu hohen Todesraten bei den Meerschweinchen geführt hat: 30% bei der 1. und 30% bei der 2. Operation, insgesamt sind also 60% der Tiere gestorben. Durch Verbesserungen im Versuchsprotokoll konnte die Todesrate auf 20 und 25% gesenkt werden. Eine Todesrate von insgesamt 45% wird von den Experimentatoren offensichtlich als gut genug angesehen, um dafür eine Anleitung zu schreiben. Datenbank-ID: 5055

Dr. med. vet. Corina Gericke

Weitere Infos

Zur Datenbank: www.datenbank-tierversuche.de