Ärzte gegen Tierversuche startet Protestaktion

Die Firma Sloan Pharma testet ihr Botox-Produkt Neurobloc an 46.800 Mäusen beim Hamburger Auftragslabor LPT. Das hat der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche herausgefunden und ruft zum Protest auf.

Das Nervengift Botulinumtoxin – besser bekannt unter dem Markennamen Botox – wird für medizinische Zwecke, überwiegend aber zum vorübergehenden Wegspritzen von Falten verwendet. Jede einzelne Produktionseinheit wird in einem qualvollen Mäusetest getestet, bevor sie in den Verkauf geht. Dabei wird die Substanz Mäusen in die Bauchhöhle gespritzt, was zu Muskellähmungen und Atemnot führt, bis die Tiere schließlich bei vollem Bewusstsein ersticken. Seit 12 Jahren kämpft der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche gegen diese Tierqual. Mit Erfolg – drei Hersteller von Botulinumtoxin-A-Produkten haben tierversuchsfreie Zelltests entwickelt und testen zumindest größtenteils an diesen statt an Mäusen.

Aktuellen Recherchen von Ärzte gegen Tierversuche zufolge hat die japanische Firma Eisai mit Zweigstelle in Frankfurt ihr Botulinumtoxin-B-Präparat Neurobloc 2018 an die Firma Sloan Pharma mit Sitz in Luxemburg und der Schweiz verkauft. Eisai hatte in den Jahren 2014/2015 insgesamt 60.000 Mäuse für Neurobloc „verbraucht“. „Seit 2015 haben wir eine Kampagne gegen den Konzern geführt. Dies zeigte Wirkung: Eigenen Angaben zufolge hat Eisai an einer Zellkulturmethode gearbeitet“, erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. „Doch durch den Verkauf des Präparats geht es nun wieder von vorne los!“

Informationen des Vereins zufolge fängt Sloan Pharma jetzt erst an, eine tierversuchsfreie Methode zu entwickeln, was viele Jahre dauern kann. Gleichzeitig hat die Firma 2019 LD50-Tests an 46.800 Mäusen beim Hamburger Labor LPT genehmigt bekommen. Dies geht aus der staatlichen Datenbank Animaltestinfo hervor, in der genehmigte Tierversuchsvorhaben eingetragen werden.

Der Ärzteverein hat eine Briefaktion zum Mitmachen an Sloan Pharma gestartet. Die Firma soll die Produktion von Neurobloc aussetzen, bis ihr Zelltest anerkannt ist.

Europaweit leiden und sterben jährlich mindestens 400.000 Mäuse für Botox-Produkte. Weltweit dürfte es ein Vielfaches sein.