Tierversuche am Leibniz-Institut in Magdeburg
Am Magdeburger Leibniz-Institut für Neurobiologie werden (oder wurden) Affen, Katzen, Wüstenrennmäuse (Gerbils), Ratten und Mäusen im Namen der neurologischen Grundlagenforschung gequält.
Oft werden die leidvollen Experimente an Tieren damit gerechtfertigt, Behandlungsmethoden für neurodegenerative Erkrankungen des Menschen wie Parkinson oder Alzheimer entwickeln zu wollen. Tatsächlich handelt es sich aber um reine Grundlagenforschung, ohne jegliche klinische Anwendung. Seit mehr als 15 Jahren wird Grundlagenforschung am Hirn von Affen, Katzen, Ratten und anderen Tieren in Deutschland und aller Welt betrieben, ohne dass sie irgendeinen medizinischen Fortschritt erbracht hat. Im Gegenteil: Tierversuche blockieren die Anwendung tierversuchsfreier, am Menschen orientierter Verfahren und bergen die Gefahr falscher oder nicht in die klinische Praxis umsetzbarere Rückschlüsse.
Medizinisch relevante Forschung funktioniert nur ohne Tierversuche
Im Sinne einer guten Medizin muss auf den Menschen bezogene Forschung der Vorrang gegeben werden. Bei bildgebenden Verfahren, wie der Computer- und der Magnetresonanztomographie, lässt sich das Gehirn von gesunden und kranken Menschen sowie seine Funktionen dreidimensional detailgenau darstellen. Die Forschung an Zellen aus menschlichen Hirntumoren, wie sie bei Operationen anfallen, bietet beste Voraussetzungen, um Therapien zu entwickeln. Die Wechselbeziehung zwischen Hirnzellen und die Signalweiterleitung funktionieren im Zellsystem wie im lebenden Organismus, können jedoch ohne Tierleid erforscht werden. Die Kombination verschiedener solcher Verfahren liefert eine Fülle an wertvollen Erkenntnissen. Dies trägt zur wirklichen medizinischen Wissenserweiterung über Organfunktionen, Abläufe im Gehirn und Krankheiten des Menschen bei.
Althergebrachte Hirnforschung an Tieren, die dem reinen Forscherdrang der Experimentatoren dient und ohne jede klinische Relevanz ist, darf in unserer modernen Gesellschaft keinen Platz haben. Den Möglichkeiten neuer Technologien, der Zellforschung und der gezielten Untersuchung gesunder und kranker Menschen muss Vorrang gegeben werden.
Tierversuche am Leibniz-Institut für Neurobiologie, Magdeburg
Die folgenden, in Magdeburg durchgeführte Tiervesuche sowie Tausende weitere Experimente haben wir in unserer Datenbank-Tierversuche dokumentiert. Die Informationen basieren auf von den Experimentatoren selbst in Fachjournalen veröffentlichten Artikeln. |
Affen
Affen wird eine helmartige Vorrichtung mit sechs durch Haut und Muskel gedrillten Stahlschrauben am Schädelknochen dauerhaft auf dem Kopf implantiert. Außerdem wird auf dem Schädel ein Metallzylinder über einem zwei Zentimeter großen Bohrloch angebracht, durch den Elektroden in das Hirngewebe eingeführt werden. Für die eigentlichen Experimente werden die Tiere in einen Primatenstuhl gesetzt und ihr Kopf wird mit Hilfe des Halteapparates unbeweglich an einem Gestell angeschraubt – jeden Tag 3-4 Stunden lang. Den Affen werden über einen Lautsprecher Tonfolgen vorgespielt, während mit den Elektroden die Nervenaktivitäten gemessen werden. Die Tiere werden durch Flüssigkeitsentzug zur Kooperation gezwungen. Nur wenn sie tun, was von ihnen verlangt wird, erhalten sie ein paar Tropfen Wasser oder Saft. Wenn sie etwas falsch machen gibt es nichts zu Trinken. Außerhalb der Experimente erhalten die Tiere wenig oder keine Flüssigkeit, um sie genügend durstig und damit gefügig zu machen. Manche Affen in Magdeburg müssen diese Torturen mehr als zehn Jahre ertragen.
Fast identische Experimente werden an zahlreichen Instituten in aller Welt durchgeführt. In Deutschland werden derartige Tierversuche an unseren nächsten Verwandten außer in Magdeburg noch in Bremen, Göttingen, Marburg und Tübingen durchgeführt. Der Versuchsaufbau unterscheidet sich meist nur in der Art der verabreichten Reize. In Magdeburg sind es Tonfolgen. An anderen Instituten geht es um die Verarbeitung von visuellen Reizen, z.B. Muster auf einem Bildschirm oder das Zählvermögen der Tiere.
In München, Berlin und in der Schweiz wurden vergleichbare Versuche am Affenhirn untersagt, da nach Ansicht der Genehmigungsbehörden das Leid der Tiere höher wog als ein bloß in Aussicht gestellter medizinischer Nutzen. In Bochum wurden die Versuche aufgrund der Pensionierung des Experimentators zum 31. August 2012 eingestellt. In Bremen hatte der Experimentator gegen die Ablehnungsbescheid der Genehmigungsbehörde geklagt und erschreckender Weise vorläufig Recht bekommen.
Bei Hirnversuchen an Affen geht es um die reine Befriedigung der Forscherneugier und um die Karriere einzelner Experimentatoren. Die Qualität eines Forschers wird nämlich nicht daran gemessen, wie vielen Menschen er geholfen hat, sondern an der Länge seiner Publikationsliste. Mit vielen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften mit möglichst hohen, sogenannten Impaktfaktoren lassen sich Forschungsgelder einstreichen, die dann für weitere Tierversuche verwendet werden. Etwas Sinnvolles für kranke Menschen kommt dabei nicht heraus. Im Gegenteil: Bei Menschen werden so Hoffnungen auf Heilung geweckt, die mit Tierversuchen jedoch niemals erfüllt werden können.
Weitere Information über Affenversuche >>
Dokument 1Tiere: 3 Javaneraffen Dokument 2Tiere: 7 Javaneraffen Dokument 03Tiere: 1 Javaneraffe Der Affe wird in einem Affenstuhl fixiert. Bei Erleuchten einer Lampe muss er einen Hebel berühren. Es werden verschiedene Töne vorgespielt. Bei einem Ton mit sinkender Frequenz muss er den Hebel innerhalb weniger Millisekunden loslassen. Dafür erhält er 0,2 ml Wasser, also etwa ein bis zwei Tropfen. Bei einem falschen Ton oder bei zu langsamen Reagieren, gibt es kein Wasser. Affen erhalten bei dieser Art der Versuche üblicherweise außerhalb der Versuche überhaupt nichts zu trinken, damit sie genügend durstig sind, um zu kooperieren. Jede Sitzung dauert eine bis drei Stunden mit ein bis zwei kurzen Pausen. Die Autoren bemerken, dass der Affe trotz seiner Erfahrung von mehr als 200.000 Versuchen, viele Fehler macht, was sie auf die sehr anspruchsvolle Arbeit, die eine hohe Konzentration des Tieres erfordert, zurückführen. Die Arbeit wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Bereiche: Hörforschung, Neurobiologie |
Katzen
Am Leibniz-Institut für Neurobiologie sind auch Hirnforschungsexperimente an Katzen dokumentiert, die bis 2006 durchgeführt wurden. Jungen Kätzchen wird ein Augenmuskel durchtrennt, um sie zum Schielen zu bringen. Später, wenn die Tiere ausgewachsen sind, wird das Gehirn untersucht.
Dokument 01Tiere: 16 Katzen |
Gerbils und Ratten
Mongolische Wüstenrennmäuse (Gerbils) und Ratten werden durch Elektroschocks bestimmte Verhaltensweisen »antrainiert«. Gleichzeitig werden über zuvor in das Gehirn implantierte Elektroden Nervenaktivitäten gemessen oder bestimmte Bereiche des Gehirns werden zuvor geschädigt.
Dokument 01Tiere: mindestens 77 Mongolische Wüstenrennmäuse (Gerbils) Dokument 02Tiere: 8 Mongolische Wüstenrennmäuse (Gerbils) Dokument 03Tiere: 14 Mongolische Wüstenrennmäuse (Gerbils) Dokument 04Tiere: mindestens 59 Ratten |
Mäuse
Bei Mäusen wird Schlaganfallforschung betrieben, in dem der Schädel der Tiere aufgebohrt und mittels elektrischer Hitze ein Blutgefäß verschlossen wird. Dadurch wird der dahinter liegende Hirnbereich nicht mehr durchblutet. Schlaganfälle kommen natürlicherweise bei Mäusen nicht vor. So wird versucht, das komplexe Krankheitsbild in einem „Tiermodell“ nachzuahmen.
Solche »Tiermodelle« sind jedoch nicht mit der Situation beim menschlichen Patienten vergleichbar. Wichtige Aspekte der Krankheitsentstehung werden bei dieser Art der Forschung nicht berücksichtigt. Die Ursachen des Schlaganfalls beim Menschen sind dank Bevölkerungsstudien bekannt: Übergewicht, zu fett- und fleischreiche Ernährung, Rauchen und Bewegungsmangel. Die künstlich geschädigten „Tiermodelle“ haben mit der menschlichen Erkrankung und ihren ursächlichen Faktoren nichts gemein.
In der hier genannten Studie stellen die Autoren sogar selbst fest, dass sich das geschädigte Gewebe bei den Mäusen sehr viel schneller regeneriert als beim Menschen. Die Aussagekraft solcher Experimente ist daher von vornherein gleich Null.
Dokument 01Tiere: Nicht genannte Anzahl Mäuse |
17.02.2010
Dr. med. vet. Corina Gericke