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Am 29. Juli 2020 wurde unsere NAT-Datenbank zu tierversuchsfreien Forschungsmethoden mit damals 250 Einträgen veröffentlicht. Bis heute hat sich die Zahl der Einträge fast versiebenfacht, aktuell beinhaltet die Datenbank knapp 1700 Einträge. Wir blicken mit Stolz zurück auf eine Erfolgsstory, die entscheidend dazu beiträgt, Tierversuche zu vermeiden und tierversuchsfreie Forschung voranzutreiben.

Moderne tierversuchsfreie Forschungsverfahren gibt es heutzutage wie Sand am Meer. Die Zahl der Veröffentlichungen, die sie beschreiben, wächst täglich. Umso schwieriger ist es für Wissenschaftler, Entscheidungsträger und die interessierte Bevölkerung, solche Methoden gezielt zu finden. Denn in herkömmlichen Literaturdatenbanken dominiert noch immer die tierverbrauchende Forschung und tierversuchsfreie Methoden gehen in einer Flut von Tierversuchsstudien unter. So wird das volle Potenzial der modernen humanbasierten Forschungsmethoden bisher nicht ausgeschöpft - zahllose Tiere leiden und sterben auch weiterhin in Tierversuchen, obwohl es geeignete tierfreie Verfahren gibt.

Um diese Lücke zwischen der einerseits enormen Anzahl von verfügbaren tierversuchsfreien Methoden und ihrer andererseits kaum zu bewerkstelligenden Auffindbarkeit zu schließen, haben wir die zweisprachige NAT (Non Animal Technologies)-Datenbank ins Leben gerufen. Die frei verfügbare Datenbank (www.nat-datenbank.de) umfasst verschiedenste tierfreie Verfahren aus der ganzen Welt, die von modernen Methoden auf Basis menschlicher Zellen bis hin zu komplexen Computermodellen reichen. Die NAT-Datenbank unterstützt Wissenschaftler bei der Suche nach tierversuchsfreien Methoden für ihre jeweiligen Fragestellungen, ist jedoch auch für Politiker, Behördenvertreter, Journalisten und die interessierte Öffentlichkeit gedacht. Die einfach zu bedienenden Suchmaske ermöglicht eine Stichwortsuche sowie die Möglichkeit, nach Fachbereichen, Modellen, Land oder Datum der Veröffentlichung zu filtern. Die Einträge enthalten eine Zusammenfassung der Methode sowie zugehörige Quellen und Informationen zu den verantwortlichen Forschern und Instituten.

Die Entstehungsgeschichte

Die Idee zur Entwicklung der NAT-Datenbank ist vor 3 Jahren entstanden, weil es eine solche Plattform noch nicht gab. Leider muss man sagen, dass immer noch keine vergleichbare Datenbank existiert, die einen umfassenden Überblick über moderne tierversuchsfreie Technologien bietet, die weltweit entwickelt werden. Auf der einen Seite freuen wir uns natürlich über die Einzigartigkeit unserer NAT-Datenbank. Auf der anderen Seite ist es eine große Enttäuschung, dass staatliche Instanzen bis heute nicht dafür gesorgt haben, dass eine solche Datenbank für die wissenschaftliche Gemeinschaft zur Verfügung steht. Wenn man Tierversuche abschaffen will, ist es essenziell, dass man gleichzeitig die großartigen tierversuchsfreien Forschungsmethoden, die uns heutzutage zur Verfügung stehen, verfügbar macht. Eine solche Übersicht ist für Wissenschaftler, die in diesem Bereich arbeiten, sehr wertvoll, um etwa Kooperationspartner zu finden, die bei der Etablierung helfen. Ebenso wichtig ist die Datenbank für Behörden und Entscheidungsträger. Um Tierversuche bei Anträgen abzulehnen, müssen die verantwortlichen Personen eine Möglichkeit haben, schnell und zielgerichtet tierversuchsfreie Verfahren zu identifizieren, die stattdessen eingesetzt werden sollen. Weder auf Bundesebene noch auf EU-Ebene hat man bislang dafür gesorgt, dass eine solche Plattform zur Verfügung gestellt wird.

Ende 2020 wurde vom Bundeshaushaltsausschuss eine Summe von 3 Mio. Euro zur Verfügung gestellt, die u.a. dazu dienen sollte, eine solche Datenbank zu erschaffen. Bislang ist dies aber nicht geschehen, sondern es wurde lediglich das sogenannte Bundesnetzwerk 3R ins Leben gerufen, das eine Art allgemeine Informationsplattform zum Thema 3R (Verfeinerung, Reduzierung und Ersatz von Tierversuchen) darstellt.

Harte Arbeit zahlt sich aus

Aus diesem Grund ist unsere NAT-Datenbank von großer Bedeutung und auch von großem Erfolg gekrönt. Unser Wissenschaftsteam arbeitet seit dem Start der NAT-Datenbank kontinuierlich daran, neue tierfreie Technologien zu recherchieren und zu selektieren, um neue Einträge einzuspeisen. Das bedeutet viel Arbeit, denn aus der Vielzahl an tierversuchsfreien Methoden müssen zunächst diejenigen herausgefiltert werden, die in die Datenbank eingetragen werden sollen. Hierbei achten wir auch darauf, dass verschiedene biomedizinische Fachbereiche vertreten sind (z.B. Onkologie oder Toxikologie), sowie verschiedene Modelle (z.B. 3-dimensionale Zellmodelle oder Computer-basierte Verfahren). Dann wird von unseren Wissenschaftlern eine Zusammenfassung der Methode verfasst. Dabei ist uns wichtig, dass dies in einer möglichst leicht verständlichen Sprache erfolgt, damit auch Nicht-Wissenschaftler die Methoden nachvollziehen können. Zudem müssen Referenzen und Kontaktpersonen sowie die zugehörigen Institute recherchiert werden, an denen das Verfahren entwickelt wurde. Da unsere NAT-Datenbank zweisprachig ist, muss dies alles in deutscher und englischer Sprache gemacht werden. Bevor eine neue Methode letztendlich in der Datenbank Eingang findet, gibt es nochmal eine finale Qualitätsprüfung hinsichtlich Inhalt und Sprache.

Es freut uns, dass unsere harte Arbeit anerkannt wird und wir Unterstützer finden. So wurde unsere NAT-Datenbank von der Landestierschutzbeauftragten Berlin mit öffentlichen Geldern unterstützt. Das geförderte Projekt umfasste u.a. das Einpflegen von tierversuchsfreien Methoden, die vom Europäischen Validierungszentrum für Alternativmethoden (ECVAM) veröffentlicht wurden. Das ECVAM ist Teil der Europäischen Kommission und publizierte in den vergangenen 2 Jahren insgesamt 7 Berichte zu tierversuchsfreien Modellen in der biomedizinischen Forschung. Diese enthalten Tausende tierversuchsfreie Verfahren aus diversen Fachbereichen wie neurodegenerative Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Brustkrebs, kardiovaskuläre Erkrankungen oder Autoimmunerkrankungen. Dank der Förderung des Landes Berlin konnten wir mit Unterstützung externer Partner hunderte Methoden aus diesen Berichten auswählen und in die NAT-Datenbank einpflegen.

Unser Hauptanliegen ist es, dass die NAT-Datenbank so viele Menschen wie möglich erreicht, insbesondere Wissenschaftler und wissenschaftlichen Nachwuchs. Besonders erfreulich und wichtig ist es daher, dass unsere NAT-Datenbank ins DBIS (Datenbank-Infosystem) aufgenommen wurde, das heißt, sie ist bei über 340 Universitätsbibliotheken für Studenten und Mitarbeiter verfügbar.

Auszeichnungen 

Ein Highlight ist für uns die kürzliche Auszeichnung unserer NAT-Datenbank mit gleich 2 Preisen: dem internationalen Lush Prize sowie dem Niedersächsischen Tierschutzpreis.

27.02.2023
Dr. Tamara Zietek