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Ärzte gegen Tierversuche fördert menschliches Blutgefäß-Modell

Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) verleiht den mit 20.000 Euro dotierten Herbert-Stiller-Förderpreis an Dr. Stephan Harm und sein Team an der Universität für Weiterbildung Krems, Österreich. Der Preis unterstützt die Entwicklung eines innovativen Blutgefäß-Modells aus menschlichen Nabelschnüren für die Erforschung von Regenerationsprozessen und Sepsis (Blutvergiftung). Während der Preisverleihung am Freitag, 10.11.2023 stellte der Preisträger sein Projekt vor und erläuterte, wie dieses Modell sowohl die Blutgefäßforschung als auch die Vermeidung von Tierversuchen vorantreiben kann.

Am 10.11.2023 erhielt Dr. Stephan Harm von der Universität für Weiterbildung Krems, Österreich, einen der zwei diesjährigen gleichwertigen Herbert-Stiller-Preise für sein innovatives Projekt „Nabelschnur-Gefäßmodell“. Der Preis in Höhe von 20.000 Euro je Projekt wird von Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) für exzellente, menschenrelevante, tierfreie Forschungsprojekte vergeben und wurde durch zweckgebundene Spenden von neun großzügigen Sponsoren finanziert.

Dr. Stephan Harm erforscht die menschlichen Blutgefäße und arbeitet seit über 10 Jahren im Bereich der Sepsisforschung. Bei der Preisverleihung an dem Department für Biomedizinische Forschung an der Universität für Weiterbildung Krems stellte er sein einzigartiges, vielversprechendes Projekt vor. Dabei werden Nabelschnurstücke, die intakte menschliche Venen und Arterien enthalten, innerhalb einer „Blutgefäßkammer“ – eine Art Bioreaktor – über mehreren Wochen am Leben gehalten. Das Modell wird die Untersuchung wichtiger immunologischen Reaktionen und Regenerationsprozesse menschlicher Blutgefäße ermöglichen und soll für die Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Blutvergiftung eingesetzt werden. „Nach unserem Kenntnisstand ist dies das erste Forschungsmodell seiner Art, das intakte menschliche Blutgefäße aus der Nabelschnur nutzt“, erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, die vor Ort den Preis an Dr. Harm überreichte.

Das Projekt ist nicht nur für die Humanmedizin relevant, sondern auch für den Tierschutz, denn viele qualvolle Tierversuche werden für die Blutgefäßforschung durchgeführt. Ein Beispiel ist die sogenannte Rückenhautkammer, die Mäusen und Ratten implantiert wird und bei der die Rückenhaut großflächig gedehnt und teilweise entfernt wird. Diese Art von Versuchen sind mit erheblichen Schmerzen und Leid für die Tiere verbunden und enden mit ihrer Tötung. Das komplett tierfreie menschliche Nabelschnur-Gefäßmodell von Dr. Harm bietet ein besseres System zur Untersuchung von Blutgefäßen und kann so das Leben unzähliger Tiere retten.

„Wir freuen uns sehr, das vielseitige Projekt von Dr. Harm zu fördern und so das Wissen über schwere und weit verbreitete Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Blutvergiftung zu erweitern. Mit der Preisverleihung wollen wir nicht nur helfen, diese bemerkenswerte Arbeit voranzutreiben, sondern auch andere Wissenschaftler darin bestärken, dass die tierversuchsfreie Forschung der Weg in die Zukunft ist“, sagte Dr. Gericke bei der feierlichen Zeremonie.

Ein weiterer Herbert-Stiller-Preis in gleicher Höhe wurde am 12. Oktober an Prof. Dr. Peter Loskill und sein Team an der Eberhard Karls Universität Tübingen für die Entwicklung eines Brustkrebs-auf-dem-Chip-Modells für die Krebsforschung verliehen.

Die beiden Herbert-Stiller-Preise 2023 werden durch die Sponsoren Florian Buchner, Viviane Frey, Ed Destrée, Margrit Vollertsen-Diewerge, Ralf Hennig, Nina Rettberg und drei weitere Personen, die anonym bleiben möchten, finanziert.


Von li.: Dr. Dilyana Filipova (ÄgT), Dr. Corina Gericke (ÄgT), Dr. Stephan Harm (Preisträger), Univ.-Prof. Dr. Viktoria Weber (Institutsdirektorin).

Foto zur kostenfeien Nutzung, Quelle: Ärzte gegen Tierversuche e.V.