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Ärzte gegen Tierversuche präsentieren aktuelle Förderübersicht

Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche listet in einer aktualisierten Übersicht, welche Gelder in die Tierversuchsforschung und in die Forschung ohne Tierversuche fließen. Das Ergebnis ist mehr als ernüchternd.

Informationen über die Finanzierung von Tierversuchen gibt es von offizieller Seite nicht. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche hat exemplarisch eine Liste zusammengestellt, aus der die Dimensionen der Ausgaben deutlich werden. Allein das Jahresbudget der beiden größten, durch öffentliche Gelder finanzierten deutschen Forschungsgesellschaften, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Max-Planck-Gesellschaft, beträgt 4,79 Milliarden Euro. Diese werden zu einem großen Teil in Tierversuche investiert.

Jedes Jahr entstehen in Deutschland neue Tierversuchsanstalten, die den Steuerzahler 2-3 stellige Millionenbeträge kosten. So bekommt das Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf 31 Millionen Euro für ein neues 3000 Quadratmeter großes Gebäude für die Haltung von Mäusen, Ratten, Kaninchen, Frettchen, Schafen und Schweinen. Die Förderung erfolgt durch den Hamburger Senat, der Bau soll 2019 beginnen und 2021 abgeschlossen sein. Der Bau des Institutes IMITATE am Universitätsklinikum Freiburg wird vom Land Baden-Württemberg mit insgesamt 57 Millionen Euro gefördert. Das Labor ist für 10.000 Mäuse ausgelegt und soll 2021 fertiggestellt werden.

Dr. med. vet. Corina Gericke, 2. Vorsitzende des Ärztevereins, hält das für skandalös: „Fördergelder müssen endlich in eine zukunftsgewandte tierversuchsfreie Forschung mit Organchips, Bioreaktoren und Computertechniken investiert werden. Nur so ist eine Forschung auf hohem qualitativen Niveau möglich, um Ergebnisse zu produzieren, die eine Übertragbarkeit auf den Menschen gewährleisten.“

„Von solchen Fördersummen können Forscher, die ohne Tierversuche arbeiten, nur träumen“, moniert Tierärztin Gericke. Hier sind es gerade einmal insgesamt 5,75 Millionen Euro, die regelmäßig seitens Bund und Länder in die sogenannte 3R-Forschung fließen. Bei den Ländern fallen mit größeren Beträgen nur Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen auf. Baden-Württemberg vergibt jährlich 400.000 Euro zur Förderung von "Ersatz und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch“. NRW investiert dieses Jahr 500.000 Euro in das Centrum für Ersatzmethoden der Tierversuche. Dies sind auch schon die größten Förderposten in der Übersicht, kleinere kommen noch durch einmalige Fördersummen von Bund und Ländern hinzu. Ebenso durch Preise von Stiftungen und Vereinen. So entsteht eine Gesamtfördersumme von 11,34 Millionen Euro pro Jahr, die in 3R-Forschung investiert wird.

„Viel zu wenig“, mahnt Gericke: „Einem einstelligen Millionenbetrag für die regelmäßige tierversuchsfreie Forschungsförderung seitens des Bundes und der Länder stehen Milliarden für Tierversuche gegenüber. Dies ist keinesfalls hinnehmbar. Zumal die Fördersummen in die 3R-Forschung fließen, die nicht die Abschaffung von Tierversuchen zum Ziel hat.“

3R-Forschung steht für die Begriffe Reduce (Reduzieren), Refine (Verfeinern), Replace (Ersetzen) von Tierversuchen. Beim „Refinement“ geht es um bessere Haltungsbedingungen oder weniger schmerzhafte Versuche. Der Ärzteverein kritisiert diese Ausrichtung als gefährlichen Trugschluss. „Ein ethisch und wissenschaftlich falsches System braucht nicht verfeinert und auch nicht reduziert zu werden. Die 3R tragen nicht zu einer besseren medizinischen Forschung bei, sondern manifestieren das System Tierversuch und bewirken das Gegenteil“, erläutert die Tierärztin. Obwohl die tierversuchsfreie Forschung bislang so mangelhaft gefördert wird, sei sie bereits enorm leistungsstark. „Es muss umgehend ein Systemwechsel erfolgen, bei dem der Tierversuch nicht länger im Mittelpunkt steht, damit die tierversuchsfreie Forschung die Förderung bekommt, die sie verdient“, so Gericke abschließend.