Sprache auswählen

To Homepage

Namhafte US-Institutionen setzen auf tierversuchsfreie Methoden

Namhafte US-Institutionen haben erkannt, dass Tierversuche unzuverlässig sind und setzen verstärkt auf Human-Daten und tierversuchsfreie Testmethoden.

Die US-Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency) rief bereits 2005 das Projekt ToxCast ins Leben, das aus 500 In-vitro-Tests, also »Reagenzglas-Verfahren«, besteht, mit denen die Gefahren von Chemikalien für Mensch und Umwelt zuverlässig vorhergesagt werden können. Bislang wurden vorhandene Tierversuchsdaten als Referenz verwendet. Nun sollen Human-Daten zum »Gold-Standard« werden. Dazu hat sich die EPA mit der Pharmaindustrie zusammengetan. Diese hat bereits mehr als 100 Wirkstoffe beigesteuert, die in Tierversuchen vielversprechend erschienen, in der klinischen Prüfung am Menschen aber versagten. Diese Substanzen sollen mit ToxCast durchgetestet werden und die Grundlage für zukünftige Medikamententests bilden.

Eine ähnliche Initiative ist Tox21, ein Gemeinschaftsprojekt der EPA und der US-Gesundheitsinstitute NIH (National Institutes of Health), das darauf abzielt, die Risikobeurteilung von Umweltchemikalien zu verbessern. Seit Neuestem ist auch die US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) mit an Bord.

Kern des Projektes ist eine Datenbank aus 3.000 pharmazeutischen Wirkstoffen und 7.000 Chemikalien, die in den nächsten Jahren mit automatisierten In-vitro-Verfahren mit menschlichen Zellkulturen getestet werden sollen. Computersysteme errechnen dann anhand dieser Daten die voraussichtliche Wirkung einer neuen Substanz. Zulassungsbehörden und Pharmaindustrie sollen Zugriff auf die Daten bekommen, um in Zukunft ohne Tierversuche die Wirkungen neuer Substanzen abzuschätzen.

Das Gemeinschaftsprojekt setzt auf tierversuchsfreie Methoden nicht nur wegen der besseren Übertragbarkeit auf den Menschen, sondern auch wegen ihrer Schnelligkeit. In-vitro-Tests charakterisieren eine Substanz innerhalb von ein bis fünf Tagen, während Tierversuche bis zu zwei Jahre dauern und bis zu 800 Tieren pro Substanz das Leben kosten können.

Seit 1938 sind in den USA vor Beginn von klinischen Studien am Menschen für neue Medikamente Tierversuche vorgeschrieben. Für die Pharmaindustrie kann das mit einem hohen Kosten- und Zeitverlust verbunden sein, wenn die Substanz in der klinischen Phase wegen mangelnder Wirkung oder unerwünschter Nebenwirkungen durchfällt. Das neue System der FDA soll die Medikamentenentwicklung effizienter machen, da es sich an der Wirkung am Menschen orientiert und nicht an der von Tieren.

»Wir wollen vom Tierversuch wegkommen«, wird David Jacobson-Kram, geschäftsführender Direktor der Abteilung Pharmakologie und Toxikologie der FDA in einem Artikel der Bloomberg-News zitiert. Und David Dix, stellvertretender Direktor des Zentrums für Computertoxikologie der EPA fügt hinzu: »Tierversuche für die Vorhersage von Reaktionen des Menschen zu verwenden, funktioniert nicht, wegen der enormen Unterschiede zwischen den Arten.«

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ist äußerst erfreut über die aktuelle Entwicklung in Amerika und fordert EU- und Bundesbehörden auf, sich dem Fortschritt nicht länger zu verwehren und der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Tierversuche der falsche Weg sind.

Quellen

EPA and pharma join forces, ChemistryWorld.org, 18.05.2010 >>

Pfizer May Gain as U.S. Devises Speedy Alternative to Animal Safety Tests, Bloomberg, 05.08.2010 >>