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Der riesige Pharmakonzern will künftig auf bessere, tierversuchsfreie Methoden setzen

Merck, das älteste und eines der größten Pharma- und Chemieunternehmen der Welt, hat sich zum Ziel gesetzt, Tierversuche bei der Entwicklung und Prüfung seiner Wirkstoffe künftig abzuschaffen. In einem aktuellen Interview spricht die CEO des Unternehmens, Belén Garijo, über die Bestrebung von Merck, in naher Zukunft auf moderne und prädiktivere tierversuchsfreie Testsysteme umzusteigen.

Mit mehr als 60.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von 22,2 Milliarden Euro ist das Unternehmen Merck mit Sitz in Darmstadt einer von den Giganten der Chemie- und Pharmaindustrie. Der riesige DAX-Konzern verfügt über ein vielfältiges Portfolio an Produkten in den Bereichen Gesundheitswesen, Biowissenschaften und Elektronik, die weltweit verkauft werden.

Nach eigenen Angaben hat Merck knapp 150.000 Tiere, überwiegend Ratten und Mäuse, im vergangenen Jahr für Tierversuche verwendet. Obwohl diese Zahl erschreckend hoch ist, hat das Unternehmen die Zahl der in Versuchen eingesetzten Tiere in den letzten fünf Jahren um 17 % reduziert. Mercks CEO, Belén Garijo, hat neulich darüber berichtet, der Konzern wolle die Anzahl der Tierversuche in den kommenden Jahren weiter deutlich reduzieren. „Wir wollen keine Tierversuche mehr machen", sagte sie im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” laut Vorabmeldung.

Statt auf Tierversuche soll Merck auf moderne, tierversuchsfreie Methoden setzen, die genauere Vorhersagen über die Wirksamkeit von Medikamenten ermöglichen. Ein großer Schritt in diesem Prozess wäre es, die Aufsichtsbehörden davon zu überzeugen, diese Methoden zu akzeptieren. Laut Garijo ist dies in Kanada und den USA teilweise bereits gelungen. Sie sagt, dass sich die Situation in Europa in eine ähnliche Richtung entwickle und dass dies eine grundlegende Veränderung in der Entwicklung und Prüfung von Chemikalien und Medikamenten sei.

Kürzlich haben zwei weitere große globale Pharmaunternehmen berichtet, dass sie weg von Tierversuchen und hin zu modernen, tierversuchsfreien Testmethoden gehen wollen. Der riesige schweizer Pharmakonzern Roche gründete in Basel das „Institute of Human Biology“, das sich ganz den modernen, humanrelevanten, tierversuchsfreien Methoden in der Medikamentenentwicklung widmet. Darüber hinaus hat das Pharmaunternehmen Sanofi erklärt, die Zahl der Versuchstiere bis 2030 halbieren zu wollen.

„Dieser eindeutige Wandel hin zu tierversuchsfreien Methoden bei großen Pharmakonzernen wie Merck, Roche und Sanofi ist ein klarer Beweis für die Überlegenheit dieser Methoden gegenüber Tierversuchen“, sagt Dr. Dilyana Filipova, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Darüber hinaus ist dies ein Zeichen dafür, dass ein Ende der Tierversuche in Sicht ist. Die Zukunft ist tierversuchsfrei“, so Filipova.

Belén Garijo erwartet, dass dieser Wandel in naher Zukunft geschehen wird. „Ich wage eine persönliche Spekulation: Es wird dabei nicht mehr um Jahrzehnte, sondern nur noch um Jahre gehen”, so Garijo.

Ärzte gegen Tierversuche fordert die anderen Pharmaunternehmen sowie Forscher an Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen dringend auf, diesem Beispiel zu folgen und moderne, tierversuchsfreie Methoden anzuwenden. Allein in der vom Ärzteverein geführten NAT-Database für tierversuchsfreie Methoden sind bereits mehr als 1700 solcher Methoden zu finden.