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Tiere leiden für ein zweifelhaftes Schönheitsideal

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche hat in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsjournals Altex eine Berechnung der Anzahl der Tiere vorgelegt, die durch die Testung von Botox-Produkten sterben. Demnach müssen weltweit mehr als 600.000 Mäuse einen »qualvollen Erstickungstod« erleiden. Da sogenannte Alternativmethoden vorhanden sind, sieht der Verein einen Verstoß gegen geltendes Tierschutzrecht und fordert ein Moratorium für die kosmetische Anwendung bis die tierversuchsfreien Methoden anerkannt sind.

Bisherige Schätzungen gingen von weltweit 100.000 bis 300.000 Mäusen aus, die für Botox sterben. Die Ärzte gegen Tierversuche haben aktuell in der Wissenschaftszeitschrift Altex errechnet, dass mindestens 600.000 Mäuse zu Tode kommen. Die Zahlen fußen auf Hochrechnungen anhand des Umsatzes der drei Herstellerfirmen Allergan, Ipsen und Merz sowie auf den durch verdeckte Recherchen teilweise bekannt gewordenen Tierzahlen. Diese Angaben berücksichtigen nach Information des Ärztevereins nicht einmal andere Botox-Hersteller wie die asiatischen Firmen und damit weitere Produkte, so dass davon auszugehen ist, dass die tatsächliche Zahl der Tiere weit über 600.000 liegt.

Neben der medizinischen Anwendung spielt das Nervengift Botulinumtoxin im Kosmetiksektor eine immer größer werdende Rolle. So können Gesichtsfalten durch Lähmung der Muskeln für ein paar Wochen weggespritzt werden. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Tiere den Preis für dieses zweifelhafte Schönheitsideal zahlen. Der Leidensweg beginnt mit Lähmungserscheinungen und endet im Erstickungstod.

»Es ist ein Skandal, dass Tiere zu Tode gequält werden, obwohl längst tierversuchsfreie Methoden existieren«, kritisiert Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Ärztevereinigung die Unwilligkeit der Behörden und der Hersteller, sich für die Streichung des sogenannten LD50-Tierversuchs aus dem Arzneibuch einzusetzen. In diesem Test wird die Dosis ermittelt, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. »In Wissenschaftskreisen ist er nicht nur wegen seiner Grausamkeit umstritten, sondern auch wegen seiner wissenschaftlichen Unzuverlässigkeit«, so die Ärzte gegen Tierversuche.

Um der Tierqual ein Ende zu setzen, müssen die tierversuchsfreien Methoden validiert, also auf ihre Zuverlässigkeit überprüft werden. »Doch diese Validierung obliegt den Herstellerfirmen, die bislang äußerst mangelhaftes Engagement gezeigt haben«, moniert Bitz. Der Ärzteverein fordert ein Moratorium für die kosmetische Anwendung des Nervengifts. »Solange mit dem Faltenkiller gigantische Umsätze erzielt werden, besteht für die Konzerne nicht genügend Anreiz, auf tierfreundliche Testmethoden umzusteigen. Ein Verkaufsverbot würde die Firmen endlich zum Handeln zwingen«, ist sich Bitz sicher.

Das sei dann auch im Einklang mit dem geltenden Tierschutzrecht, das die Durchführung eines Tierversuchs nur dann erlaubt, wenn keine sogenannte Alternativmethode verfügbar ist.